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Nico, Chelsea Girl, 1967

Text/Musik / Lou Reed, Sterling Morrison

Produzent/ Tom Wilson

Label/ Vevre

Christa Päffgen – den Namen Nico gab ihr der deutsche Modefotograf Herbert Tobias – war kein Gesangstalent, aber eine beeindruckende Erscheinung. Die grosse, blonde, schöne Deutsche war unergründlich und wusste sich in Szene zu setzen, wenngleich ihre Heroinsucht sie immer wieder in den Wahnsinn trieb.

Bleich nach der Mitwirkung auf dem Debutalbum von Velvet Underground begann sie mit ihrem ersten Solowerk, „Chelsea Girl“. Der Titel bezieht sich auf Andy Warhols Film „Chelsea Girls“ (1966), in dem sie mitgespielt hatte und der grösstenteils in dem verrufenen Chelsea gedreht wurde. Ihr eigener Song besteht sieben Minuten 22 Sekunden lang aus einer einfachen Gitarrenmelodie (gespielt von Velvet-Gitarrist Sterling Morrison), einer eindringlichen Flöte und hin und wieder ein paar Streichern. Dazu singt Nico mit flacher Stimme von den zugedröhnten Bewohnern, Mädchen beiderlei Geschlechts, etwa von Pepper, die „denkt, sie sei eines Mannes Sohn.“

Nico hasste die Aufnahme, sie hasste das ganze Album, wegen des Flöten-Streicher-Arrangements von Larry Fallon, das Produzent Tom Wilson ohne ihr Wissen dazugemischt hatte, und weil das Schlagzeug fehlte. Als Schnappschuss der hedonistischen, nihilistischen Bewohner New Yorks der 1960er ist „Chelsea Girl“ nicht zu übertreffen.