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Rainer, Worried Spirits, 1992

Produzent/ Rainer Ptacek

Label/ Glitterhouse Records

Es müssen nicht immer junge, drogenabhängige Musiker sein, die für tragische Momente in der Musikgeschichte sorgen, sondern auch andere widrige Umstände können zum Tode führen, wenngleich das im Falle von Rainer Ptacek wohl im Gegensatz zu allen „Helden“ auf nicht allzu viel Widerhall stiess. Der im Juni 1951 in Ostberlin geborene Musiker, wanderte mit seinen Eltern im Alter von fünf Jahre nach Chicago aus. Im November 1997 starb er an einem Hirntumor, das erstmalig 1996 diagnostiziert wurde. Monate zuvor verhiess eine erfolgreiche Therapie noch eine gute Prognose.

Die Zeit in Chicago hinterliess bei Rainer Ptacek bestimmt einige Blues-Spuren, zumal in den 50ern und 60ern Jahren reichlich Zugriff auf Stars bestand. Doch vielmehr war der Umzug nach Tucson, Arizona in den frühen Siebzigern bestimmend für das, was sich musikalisch entwickelte. Rainer spielte in mehreren Bands bzw. mit Freunden wie Giant Sand und Howe Gelb. Diese Leute sind so ziemlich bewandert in allen amerikanischen Populärmusiken, ohne dass dafür eine grossartige an die Glocke hängbare Archäologen- und/ oder Archivar-Tätigkeit nötig gewesen wäre. Diese konservierte Tradition, die keine pathetischen Namen kennt und braucht, ist in Rainers stark Musik präsent.

Mit „Worried Spirits“ hat Rainer sein vielleicht bestes Album eingespielt, fast 72 Minuten prallvoll mit instrumentalen Improvisationen und Solosongs. Sein Spiel auf der National Steel ist begeisternd, sein Songwriting mitreissend und die Stimme ein bis auf die Knochen schneidendes, intensives Instrument. Das ist Musik mit dem Feeling eines Ry Cooder in scheinbar intimer Atmosphäre instrumental eingespielt. Der Gesang klingt etwas unbeholfen nach Bob Dylan, aber beileibe nicht schlecht, sondern sehr ausdrucksstark. Hier passt einfach alles zusammen – herrlich, diese Musik, ohne Anspruch auf das Erreichen von Charts-Notierungen. Könnte der Blues singen, er würde klingen wie Rainer Ptacek.

6 Gedanken zu “

    1. Danke für den Link! Sehr gut geschrieben. In Wirklichkeit war er ja ein Amerikaner aus Arizona, der amerikanische Wüstenmusik gemacht hat: Und am Himmel war da plötzlich ein Loch gross wie ein Ozean. Und das war wirklich Scheisse!

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    1. Rainer was a very special guitarist with a tragic story. Came via East Berlin in the Tucson scene. Later, he fell ill with a brain tumor and had to start learning to play the guitar again. Unfortunately, he died anyway. What’s left are a number of solo albums and tribute albums (to pay for his hospital bills).

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