Neko Case, Fox Confessor Brings the Flood, 2006
Produzent/ Neko Case, Darryl Neudorf
Label/ ANTI-
Neko Case singt. Sie flüstert, haucht und tuschelt nicht. Sie singt, ganz anders als die Anderen. Selbstbewusst, aufgewühlt, manchmal schon beinahe inbrünstig. Die Stimme klettert und bebt, ist schwarz wie die Nacht, zittert und zetert, kippt aber niemals über. Die Stimme steht im Mittelpunkt. Sie ist die Seele jedes Songs auf „Fox Confessor Brings the Flood“, egal was drum herum passiert. Calexico, Howe Gelb, The Sadies und Garth Hudson von The Band sind unter anderem in Nebenrollen zu hören. Aber keiner von ihnen singt.
Stattdessen sind sie Handwerker auf dieser Platte. Keine von der Sorte natürlich, die erst Stunden zu spät kommen und dann nur rumfuschen. Sondern Präzisionsarbeiter, die ohne grosse Aufregung, aber mit viel Gefühl in den Fingerspitzen den Unterbau für Cases Lieder liefern. Sehr bedacht und abgeklärt klingen die, mitunter beinahe kaltblütig. Bis sie dann doch wieder von kleinen Spielereien durchkreuzt werden, die jedwede Besonnenheit auf den Kopf stellen. Das hicksende Jazz-Klavier aus „Margaret vs. Pauline“. Die Gitarre in „That Teenage Feeling“, die ums Verrecken nicht hinterherkommt. Oder diese vehementen, empörten Streicher, die sich gegen die beschwörende Ruhe von „Dirty Knife“ auflehnen. Country ist das schon alles irgendwie. aber trotzdem weit weg von Cowboyhut und Hemdsärmeln.
Man sollte sich deshalb von allen Vorurteilen befreien, die man solcher Musik wegen mit sich rumschleppen könnte. Man sollte sich auch gefasst machen auf Case als spirituell sinnsuchende Gebetschwester, die alte Traditionals wie das feierliche „John Saw that Number“ aufmotzt. Und man sollte Intimität nicht mit Schüchternheit durcheinander bringen oder Selbstbewusstsein und Kraftmeierei verwechseln – nur weil Case in Stücken wie dem aufwendig ausgetüftelten „Star Witness“ oder dem etwas formloser holpernden „Hold on, hold on“ so stolz und trotzig singt wie kaum jemand sonst im Moment: „Now it’s the devil I love / And it’s as funny as real love.“ – Confessions of a dangerous mind.
War für mich ganz neu. Manchmal sind es wirklich ungewöhnliche Klänge, die sie mit ihren Musikern da zusammenbringt.
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Eigentlich sollte Neko Case mit ihrer voluminösen Stimme längst zur Königin von Nashville gekrönt werden. Allerdings geht es in ihren Songs nicht um versoffene Tramps und sitzengebliebene Mütter mit drei unversorgten Kindern oder darum, dass das Gras daheim am grünsten wächst. Mit ihren teilweise blutrünstigen Sagen aus der ukrainischen Heimat ihrer Vorväter und unheimlich verhallten Geisterhaus-Sounds, dürfte ihr dieses Adelsprädikat auch weiterhin verwehrt bleiben. „Fox Confessor Brings the Flood“ mit Calexico sowie Howie Gelb und Garth Hudson von The Band ist zweifellos ein Höhepunkt ihrer Karriere.
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I’m going on a Neko listening binge starting now. Thanks.
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I discovered Neko a few years ago with „Blacklisted“ (her excellent album before „Fox Confessor“). She also has a history of being a standout collaborator (New Pornographers, etc.),
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I’ve been listening to her all day. I really like the Gelb, Calexico connection.
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Neko Case has had several homes, but the most recent is a farm in Vermont. She has 3 dogs and a barn full of pianos.
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I just got rid of a piano I should have called her.
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Maybe she would have composed a new song on it.
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