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Ian Dury And The Blockheads, Hit Me With Your Rhythm Stick, 1978

Text/Musik/ Ian Dury, Chaz Jankel

Produzent/ Laurie Latham

Label/ Stiff

Es hatte immer etwas Frivoles, wenn Ian Dury leicht hinkend, auf einem Stock gestützt, die Bühne betrat und diesen Song in seiner ganzen Zweideutigkeit intonierte: „Hit me with your rhythm stick, hit me, hit me.“ Wuchtig donnerte er dabei mit seinem Stock auf den Boden, gab voller sexueller Lebenslust den Blockheads, wie er seine Band genannt hat, den Takt vor: „Hit me, hit me“.

„In the deserts of Sudan/ And the gardens of Japan/ From Milan to Yucatan“: Geht es nach Ian Dury,  ist jeder Ort der Erde geeignet, um sich zu lieben. Einzige Voraussetzung: „Je t’adore, ich liebe dich.“ Vorgetragen mit dem ihm eigenen derben Cockney-Dialekt, bewegt er sich textlich in knapp vier Minuten um die Welt: „In the wilds of Borneo/ And the vineyards of Bordeaux/ Eskimo, Arapaho/ Move their body to and fro.“

Fröhlich im Ton und wüst im Rhythmus feiert Durys Song den Spass an der körperlichen Liebe als ein Fest der Sinnlichkeit – wofür Dury ganz persönliche Gründe hat: Er ist mit sieben Jahren schwer an Kinderlähmung erkrankt. Zwei Jahre verbrachte er im Krankenhaus. Später studierte er Kunst und unterrichtete am Canterbury Art College Malerei. An den Folgen der Krankheit litt der im März 2000 verstorbene Dury sein Leben lang – er blieb behindert. Klein von Wuchs, nicht mit Schönheit gesegnet oder gestraft und sich selbst, wenn auch oft kokettierend, als Krüppel sehend, artikulierte Ian Dury mit diesem Song seine tiefste Sehnsucht: dass auch ein körperlich nicht perfekter Mensch Anspruch auf ein sexuell erfülltes Leben hat. Die meisten Fans verstanden „Hit Me With your Rhythm Stick“ allerdings als Aufforderung zu einem libidinösen und hedonistischen Leben – und verhalfen Dury so zu einem Nummer-eins-Hit.

17 Kommentare zu „

  1. Filmtipp: „Brennende Betten“, in dem es u.a. auch um exzessives Liebesleben geht, mit Ian Dury als pyromanischen Musiker.

    1. Danke für den Filmtipp – das hört sich ganz nach gelungener Unterhaltung an! Der doppeldeutige Songtitel „Hit Me With Your Rhythm Stick“ und der Songtext transportieren ja eine weltumfassende Aufforderung zur Gewaltlosigkeit nach dem vielfältig abgewandelten Motto der amerikanischen Anti-Kriegsbewegung der 60er: „Make Music not War“.

    1. Genau! Ohne Ian Dury ist das Spektrum ist das Spektrum des britischen Punk, Rock, Pubrock Ende der 70er- und der frühen 80er Jahre lückenhaft.

    1. Thanks Steve – Everyone is from somewhere, right! I think Ian Dury was in a class by himself. Many people classifed him as part of the „punk“ scene – but he was more than that. He was not a great singer, I think it is his interpretation of the songs does it for me. Too bad he passed away, I would really like to see what he would be doing now.

  2. Wow, diese scharfe Nummer habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört! Ich kann mich allerdings gut daran erinnern, daß der Song seinerzeit in den späten Siebzigern regelmäßig im Radio in Deutschland war.

    Der Einfluß der Diskoperiode unüberhörbar. Wohingegen beim Wort Disko den meisten Rockfans das Gruseln kommt, gebe ich hiermit offen zu, daß ein Disko-Einfluß für mich nicht unbedingt ein Stück gleich disqualifiziert. Selbst die Rolling Stones hatten ja mit “Miss You” einen Disko-Song!

    Weiterhin sind viele Stücke von Earth, Wind & Fire oder Kool and the Gang, die mir gut gefallen, ganz deutlich beeinflußt von Disko.

    1. Die Musik reiht sich in die abflauende Disco-Periode Ende der 70er Jahre ein, wobei sie ja auch dem Punk trotzte. Musikalisch finde ich Ian Dury absolut überzeugend, wenn auch im Gegensatz zu seinem Ruf und seinem Auftreten als Performer eher unspektakulär. Rock‘ n‘ Roll, Funk und Jazzeinflüsse werden von seiner Band vermixt, wobei ein exzellentes Schlagzeug und eine pumpende Bassgitarre das Fundament bilden, auf dem Gitarren, Piano und Saxophon ihre Songgebäude errichten, bevor der Zyniker Ian Dury mit seiner Lyrik Einzug hält.

  3. Ich habe ihn einmal live sehen dürfen und es war beeindrucken, was dieses Energiebündel trotz seiner Einschränkungen auf der Bühne veranstaltet hat.
    Von dem Konzert konnte man lange zehren…

  4. I was along for the ride with Ian. Music was catchy and not hard for me to like. Music is and was a perfect place for Ian’s musical creativity. Off the beaten track which I like.

    1. Ian Dury was a beat poet who recited his work to the accompaniment of a fabulous alt rock band, The Blockheads, smack dab in the midst of the British Punk Rock Movement of the late 70’s and 80’s. You may not like every song but you will be a little bit more British and a little bit more Punk when you listening to them.

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