King Crimson, 21st Century Schizoid Man, 1969
Text/Musik/ Peter Sinfield, King Crimson
Produzent/ King Crimson
Label/ Island
„Progressive Rock war kunstvoller, ambitionierter als alle anderen Rockstile, ein ausschweifendes, musikalisches Fest im Kontrast zu den schablonenhaften Popsongs“, schreibt der US-Autor David Weigel in seinem Buch „Progressive Rock“ (Hannibal). Die Entstehung des Progressiven war aber auch „ein direkter Reflex“ auf die Beschränkungen des 3-Minuten-Popsongs. „In The Court Of The Crimson King“, das Debüt der britischen Band King Crimson, gilt mit seinen langen und virtuosen Instrumentalteilen, den rhythmischen Brüchen, der harmonischen Komplexität sowie den surrealen Texten als stilbildend für eine Musikrichtung, die das musikalische Experiment feierte und die erste Hälfte der 70er Jahre prägte.
Doch hüte man sich vor dem Gedanken „In The Court Of The Crimson King“ sei nur ein Album für verkopfte Prog-Nerds. Im Gegenteil: Die sinnliche Platte geht weit über jegliche Genregrenzen hinweg. Bereits das hart rockende Eröffnungstück „21st Century Schizoid Man“ war seiner Zeit etliche Längen voraus. Derb verzerrte Vocals, knallharte Proto-Metal-Gitarren sowie Peter Sinfields sarkastischer Antikriegstext („Death seed, blind man’s greed/ Poets‘ starving children bleed/ Nothing he’s got he really needs/ Twenty-first century schizoid man“) machen das Lied zum Urahnen von Bands wie Ministry und Co. Der absolute Clou ist aber der rasende Bebop-Einschub in der Mitte. Diese Passage hätte sicher sogar Charlie Parker ein anerkennendes Grinsen auf die Lippen gezaubert.
Ein besonderes Kapitel für sich ist das Artwork von Barry Godber. Die Frontseite zeigt den „Schizoid Man“ und mauserte sich im Laufe der Zeit zu einem der berühmtesten und bekanntesten Plattencover überhaupt. Doch Godber selbst erlebte den Erfolg seines Gemäldes tragischerweise nicht. Kurz nach der Veröffentlichung erlag er überraschend einem Herzleiden. „In The Court Of The Crimson King“ blieb sein einziges Werk.
Nothing he has got he realy needs… wie wahr! Der Art-Rock, wie wir ihn in den 70ern nannten war mit Sicherheit das phantasievollste Kapitel der Rockgeschichte, gleichzeitig aber auch die Biedermeierphase des 68er Aufbruchs. Die Aufbruchsstimmung der 60er kippte zurück ins Spießige. Man delektierte sich an stilistischen Spielchen, weil die Inhalte zunehmend abhanden kamen.
LikeGefällt 1 Person
Für 1969 war das enorm bahnbrechend, aber das Experimentelle muss man schon mögen. Im Gegensatz zu anderen Prog-Rock-Bands wie Emerson, Lake and Palmer oder Yes waren King Crimson nie verpönt. Sie haben einfach ihr Ding durchgezogen. Ich finde „21th Century Schizoid Man“ noch heute ein abwechslungsreiches Stück, vor allem der Mittelteil fällt sehr verspielt aus.
LikeGefällt 1 Person
Ich glaube, „In the Court of the Crimson King“ gehört zu den besten Alben, die jemals aufgenommen wurden.
Der erste Produzent, Tony Clarke (Moody Blues), war vollkommen überfordert, verstand gar nicht, was die Band von ihm wollte und meinte einen ähnlichen Sound wie Moody Blues kreieren zu müssen.
Sie haben ihn dann gehen lassen und das Album selbst produziert (Fripp/Sinfield).
Das ist einfach eine Hand voll excellenter Musiker und ich liebe die Platten vor King Crimson, Giles, Giles & Fripp oder auch McDonald & Giles. Dann noch Greg Lake, da kann man nur mit der Zunge schnalzen… 😉
LikeGefällt 1 Person
„Ein unheimliches Meisterwerk“ meinte Pete Townshend, nach dem ersten Hören von „ In The Court Of King Crimson“. 50 Jahre später kann man ihm immer noch beipflichten, denn nur wenige Platten aus dem Jahr 1969 – und kein einziges anderes Debutalbum – können auch heute noch eine ähnliche Sogwirkung auszulösen wie dieser Mahlstrom aus Gitarren, Saxophonen, Flöten, Schlagwerk und jeder Menge Mellotron. Für mich ist “21st Century Schizoid Man“ immer noch ein unglaublicher Song mit Wucht; einfach wahnwitzig die Vocoder-verzerrte Stimme von Greg Lake und Robert Fripps Gitarrenspiel.
LikeGefällt 1 Person
Ich kann mich dumpf an den Auftritt von King Crimson im Beat Club erinnern und war erst einmal mehr erstaunt als entzückt. Aber der „21st Century Schizoid Man“ prägte sich sofort ein. Als ich mich Jahre später in einen (Mono-)Radiomitschnitt von „Starless and bibleblack“, dabei insbesondere vom Schlagzeug fasziniert, vertiefen konnte, war der Weg geebnet, und mit etwa 20 Jahren wurde King Crimson zu einer festen Größe in meinem persönlichen „Rockpalast“. Leider verfielen sie ausgerechnet damals in ihre, wie ich es nennen möchte, „Song-Phase“, mit der ich bis heute fremdle. Wenn „Schizoid Man“ inzwischen als Urknall des Heavy Metal gilt, dann in dem paradoxen Sinne, dass King Crimson diesem Genre damit zugleich die Tür gewiesen und anderen Haudraufs zur weiteren Bearbeitung überlassen hat. Für sie war das Thema damit durch. Diese Band bedient kein Genre, sie ist eins. Inzwischen wird fleißig getourt, und zwar mit drei (!) Drummern und einer beeindruckenden Hingabe ans Filigrane, die erwähnte Song-Phase zu meiner Freude ignorierend, den „21st Schizoid Man“ hingegen genüsslich zelebrierend.
LikeGefällt 1 Person
Prog-Rock ist nicht unbedingt mein Herzensgenre, aber King Crimson können schon was. Ein halbes Jahrhundert machen sie bereits in wechselnder Besetzung Musik und zeigen immer wieder ihre Wandlungsfähigkeit. Denn „21st Century Schizoid Man“ sollte jeder Musikliebhaber wenigstens einmal in seinem Leben gehört haben.
LikeLike
Dieser Genre-Name ist mir auch noch nicht so lange bekannt. Aber für das, was er bedeutet, bin ich durchaus empfänglich.
LikeGefällt 1 Person
Da hast Du recht! Ein rein lexikalischer Begriff ist hier nicht zielführend. Die Bands entziehen sich oft trotz einer eindeutigen Zuordnung dieser fragwürdigen Stil-Landkarte.
LikeLike
A handful of posts at Vinyl Connection continue to attract views years after they were written. This is one of them.
Timeless.
LikeGefällt 1 Person
Timeless, that’s right. I’m old enough that I heard the album as a current recording just after its debut. And it still sounds vibrant after a few decades.
LikeGefällt 1 Person
Yeah it’s a good one for the reasons you noted and more. I came to it after i discovered ‚Larks‘ which was their current release at the time. I went back and devoured all their stuff. One of the unbelievable things about these recordings are it was 1969! I always thought they had a jazz (hard jazz) vibe mixed with hard rock especially songs like this. This line up sounds good!
LikeGefällt 1 Person
I first heard „In Court of The Crimson King“ in 1969. It was without question very daring and innovative at this time. I’m not so familiar with all the later works from King Crimson, but I still like their first album. „21st Century Schizoid Man“ is for me the the absolute best track on the album. Mystical, political, jazzy and experimental. Unfortunately is the original not on youtube, so I had to use this live recording.
LikeGefällt 1 Person
The original was a surprise to me. As I went back into their library, What a surprise it was for me to find Greg Lake on vocals. I was already a huge ELP fan. Back in the day when it was a lot harder to find out about music and bands. I lived in their first 6 or 7 albums. I think you would find lots to like.
The recording you used is very good. I have an idea who was on it. Vinyl Connection would know for sure. He’s a bit of KC historian.
LikeGefällt 1 Person
Yes, Greg Lake is on vocals at the original version. Ian McDonalds solo is just insane there… Evidently Fripp, or at least his lawyers made a copyright strike on this.
LikeGefällt 1 Person
I love Ian and could not believe he was in Foreigner (just found that out recently). Great tune Fox. A lot of that early Crimson had lots of jazz flavor. Love it.
Yeah, when I searched for ‚Easy Money‘ I had a hard time finding the cut off the original album. I really like Fripp.
LikeGefällt 1 Person