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Bobbie Gentry, Ode To Billie Joe, 1967

Text/Musik/ Bobbie Gentry

Produzent/ Kelly Gordon

Label/ Capitol Records

Es ist einer dieser schläfrigen, dunstigen Tage im Mississippidelta. Am 3. Juni springt Billie Joe McAllister von der Tallahatchie-Brücke in den Tod. Das erzählt Bobbie Gentry in einem der grössten Hits des Jahres 1967: „Ode to Billie Joe“ – mit jener heiseren Blue-Eyed-Soul-Stimme, die zu ihrem Markenzeichen werden sollte.

Bis heute bleibt ein Geheimnis um Billie Joe ungeklärt: Kurz vor seinem Sprung sei er mit einer jungen Frau auf der Brücke gesehen worden, sie hätten einen Gegenstand in den Fluss geworfen – aber was für einen? Einen Strauss Blumen? Einen Verlobungsring? Einen Einberufungsbefehl? LSD-Trips? Oder war es ein abgetriebener Fötus? Keine Frage wird Bobbie Gentry häufiger gestellt. Sie hat sie nie beantwortet.

„Ode To Billie Joe“ geht im August 1967 an die Spitze der US-Charts und bleibt dort vier Wochen. Das schaffen 1967 nicht viele Songs, die um Selbstmord und Abtreibung kreisen, 2020 übrigens auch nicht. Knapp drei Jahre später, 1970, landet Bobbie Gentry ihren letzten Hit, „Fancy“, die Geschichte eines 17-jährigen Mädchens, das von seiner verzweifelten, vom Vater verlassenen Mutter, mit dem Rat „be nice to gentlemen“ und einem fancy dress ausgestattet in die Stadt geschickt wird, um Geld zu verdienen. Auch kein gängiges Pop-Thema, nicht 1970, nicht 2020.

Ihre letztes Album nimmt Bobbie Gentry 1970 auf, wo sie heute ist, das fragen sich viele, auch Kolleginnen, die sie bewundern, von Beth Orton bis Jill Sobule. Letztes Wort von Bobbie Gentry: „Fancy“ is my strongest statement for women’s lib, if you really listen to it. I agree wholeheartedly with that movement and all the serious issues that they stand for – equality, equal pay, day care centers, and abortion rights.“

17 Gedanken zu “

  1. This is a musical masterpiece. I love Ray Charles version featuring the beautiful Clydie King on backing vocals. It’s on my list of songs to feature. Thanks for sharing.

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    1. I love the voice of Bobbie Gentry in this beautiful, lyrical song. And it’s a testament to how emotionally real and genuine the song that it sounds equally great with a Ray Charles spin as it does a Country original

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    1. Even if it’s not entirely clear why Billy Joe committed suicide, it’s a great song with the amazing voice of Bobbie Gentry. Too bad that her other songs like „Fancy“, „Mississippi Delta“ or „Find Em, Fool Em, Forget About Em“ were not so successful.

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      1. True, but here, in the South, Fancy is an anthem and Bobbie Gentry is beloved. Reba McEntire (a country artist, great voice) had a very successful cover, but it is inferior–by miles–to the original.

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      2. Thanks Pam! I also like the original of „Fancy“ better, but Reba McEntire presents a strong version. The song also shows the double moral, here the church on sunday with the bible, and on other days the pig stuff.

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    1. Das Lied lebt von der dramatischen Atmosphäre und der grossartigen Stimme von Bobbie Gentry. Ich habe den Text früher auch nicht richtig verstanden. Heute interpretiere ich ihn so, dass diese zwei etwas angestellt haben, mit dem Billy Joe nicht fertig geworden ist. Sie sind beobachtet worden, wie sie gemeinsam etwas von der Brücke ins Wasser warfen; wenn man wüsste, was das war, wüsste man auch, warum Billy den Freitod wählte. Es ist eine traurige Geschichte, die man vor dem Hintergrund der schwelenden Rassenunruhen in den Südstaaten der USA sehen muss.

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  2. I live in the south and grew up with it…along with a made for TV Movie about the song…but the song is much better.

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    1. I first heard of Bobbie Gentry in the 70s. And I always wondered why their other intelligent, own songs weren’t so popular as „Ode To Billie“. But commercial success and quality were probably already a contradiction at the time. Bobbie also made a beautiful version of the Beatles classic „Fool on the Hill“.

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  3. Der Song ist wirklich Klasse. Die Geschichte von Bobbie Gentry ist schon etwas geheimnisvoll. Laut Wikipedia ist sie inzwischen 77 Jahre alt und lebt zurueckgezogen in einer Gated Community in Memphis ca. 2 Stunden von jener Tallahatchie River Bruecke, die sie seinerzeit beruehmt gemacht hat.

    Ich frage mich, ob sie vielleicht aehnlich wie Bill Withers schlicht die Schnauze voll hatte vom Musik Business und einfach ausstieg. Den Erfolg von „Ode To Billie Joe“ konnte sie ja wohl nie mehr wiederholen.

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    1. Schwer zu sagen, warum Bobbie Gentry in der Versenkung verschwunden ist. Sie war eine Frau, die sich selbstbewusst kommerziell wie auch künstlerisch durchsetzen konnte. Dass ihr Einfluss auch heute noch zu spüren ist, zeigt das „The Delta Sweete“ Projekt von Mercury Rev; eindrückliche Tonteppiche, die in eine Sinne verwöhnende und bezaubernde Welt entführen. Have a good time: https://www.youtube.com/watch?v=eTOI4qhp3o0&list=PLj1alG3tdI3yU_oTRPPlEI7tOBdrex1xk

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    1. Bobbie Gentry was a good songwriter. She was an enchanting figure. And she liked to appear on TV. But in the mid-1970s the television wanted her anymore, the movie „Ode To Billy Joe“ was not a success, and she was 40 when she left. I think, it wouldn’t have become nicer.

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