
Patti Smith, Gloria, 1976
Text/Musik/ Van Morrison
Produzent/ John Cale
Label/ Arista
„Everything is a copy of a copy of a copy“ sagt der schlaflos wandelnde Erzähler in David Finchers Film „Fight Club“ (1999). Eigentlich beschreibt er damit nur die halluzinierenden Effekte seiner Schlaflosigkeit, zugleich äussert er damit aber eine viel radikalere Auffassung der Wirklichkeit: Es gibt keine ursprünglichen Originale, nur Repräsentationen. Das Unbehagen, das uns bei dieser Vorstellung beschleicht, lässt unsere Sehnsucht nach Originaliät, nach Ursprünglichkeit umso deutlicher hervortreten. Diese Sehnsucht wurde auch zum ästhetischen Prinzip einer Lyrikerin, die sich 1976 mit ihrem Debütalbum aus der New Yorker Underground-Szene zur Rockikone aufschwang.
Patti Smiths Coverversion von „Gloria“ hat eine Bedeutung, die das Lied deutlich aus dem Zusammenhang von „Horses“ hervorhebt. Van Morrison setzt sich in seinem Original als selbstgefälliger Rockermacho mit krächzendem Gebell in Szene, der damit angibt, wie sein Booty-Call-Chick Nacht für Nacht bei ihm aufkreuzt, um ihm sexuell gefällig zu sein. Patti Smith arrangiert den Song mit Verseinschüben neu. Durch sie wird „Gloria“ zum halb lesbischen Liebesgedicht und dann hat es wieder dieses Rohe, Brutale des Originals von Van Morrison. Das Lied beginnt mit dem legendären Satz „Jesus died for somebody’s sins but not mine“. Bereits mit diesem ersten Satz hat sie klargemacht, dass da jemand ist, den man ernst nehmen musste.