Black Sabbath, 1970

Produzent/ Roger Bain

Label/ Warner Brothers

Das ist die Platte, die ich mir im Frühsommer 1970 beim Noldi Obrecht auslieh, auf meinen Lenco Koffer-Plattenspieler legte und dann ein aufziehendes Gewitter hörte, schliesslich eine Stimme von Umfang und Klang einer über Beton kreischenden Kellertüre aus Stahl: „What is this that stands before me?“ Später erfuhr ich, dass Tony Iommi, Geezer Butler und Ozzy Osbourne aus einem Arbeiterviertel der Stahl-Stadt-Birmingham stammen, dass sie sich ursprünglich Earth nannten und nach 1969 Englands Teenager mit einer Art Kasperletheater des Oberbösen so nachhaltig erschreckten, dass die eine Hälfte willig ihre Platten kaufte, die andere Hälfte selbst demnächst „Heavy Metal“ genannte Musik zu fabrizieren und dabei laut „Aleister Crowley!“ oder „666!“ zu brüllen begann.

Jedenfalls schleppte sich da aus dem kleinen Monolautsprecher träge, von irrlichternden Gitarrensoli durchfetzte Melodie-Lava, ein Soundblasen werfender Urschleim der Rockmusik, angerührt nach dem ersten Satz der Popdynamik, dass man vergröbern muss, was man nicht verfeinern kann. Auch nach Jahren bleibt die erste Black-Sabbath-Platte für mich immer noch das beste Album der Band. Die parallel gespielten Riffs, ein für damalige Verhältnisse lauter Bass und der verhallte Gesang Ozzy Osbournes erzeugen eine düstere Atmosphäre. Man kann sich die vier Jungs vorstellen, deren Leben vom unbarmherzigen Rhythmus der Hochöfen, Stanzen und Pressen bestimmt war, die jeden Morgen verpestete Luft einatmeten und sich am Abend in den Ruinen der von der deutschen Luftwaffe zerbombten Viertel herumdrückten. Wie eine Sirene erklingt die Mundharmonika zu Beginn des zweiten Songs „The Wizard“, bei dem die dynamischen Bandbreite voll zum Tragen kommt. Besondere Ehrfurcht erzeugte das Gerücht, Gitarrist Tony Iommi habe sich die Fingerkuppen durch Stahlplättchen ersetzen lassen, um einen härteren Anschlag zu haben. Wie der ausieht, wäre es ihm immerhin zuzutrauen.