Ramones, 1976

Produzent/ Craig Leon

Label/ Sire Records

Eine harte, laute Gitarre schlägt ein paar Griffe an, die Bassdrum nimmt den 160 BPM-Takt auf und los geht’s: There’s no stoppin the cretins from hoppin. Keine Pause zwischen den Stücken ist länger als zwei Sekunden. So erlebte ich den ersten Kontakt zu den Ramones vor langer Zeit. Damals stand das Wort Punk in keinem Lexikon. Aber bald wusste ich, dass Punks nur in Grossstädten leben und gedeihen, ihr unveränderter Habitus aus T-Shirt, Lederjacke (schwarz), Jeans (mit Löcher und verwaschen) und Tennisschuhen besteht. Der Lebensinhalt des Punk ist Rotznase zu sein. Eine Rotznase, die ein hundertfünzigprozentiges Ego hat, immer zuerst zuschlägt und zuerst wegrennt.

Die dreizehn Titel auf der ersten Ramones-LP sind denn auch nichts anderes als Punk-Literatur mit dem Vorschlaghammer geschrieben und getreu der Punk-Devise „sich ja nicht von was auch immer einlullen zu lassen“ auch so richtig schön negativ. Oder sind Worte wie  “I’m a shock trooper in a stupor / Yes I am / I’m a Nazi shatze / You know I fight for fatherland” etwa positiv ??? Tja, und das kommt dann so unprätentiös daher wie ein Sack Zement. Allen überflüssigen Ballast wie Gitarren- und Schlagzeug-Soli haben die Ramones über Bord gekippt, was hier abläuft ist ein Drei-Akkord-Bombardement! Drei Akkorde und sonst nichts. Fast scheint es, als hätten Joey, Johnny, Dee Dee und Tommy seit frühester Kindheit in einem Kellerloch von Manhattan gehaust, kein Radio und keinen Plattenspieler gehabt und nie im Leben etwas von den Beatles oder den Pink Floyd gehört. Vielleicht war das auch gut so. Die Debüt-Scheibe der Ramones – man kann sie nur hassen oder lieben – gehört zu jenen Platten, die tatsächlich den Lauf der Kultur beeeinflusst haben.