Neil Young, Rockin’ in the Free World, 1989

Text/Musik/ Neil Young

Produzent/ Neil Young, Niko Bolas

Label/ Reprise

Jede Zeitgeist-Postille schrieb es damals auf Papier: Beste Platte ever, was natürlich in dem branchenüblichen Geschwätz nicht zur Debatte stand, aber als Summe der letzten Neil-Young-Dekaden davor schon, war dieses stammelnde Pathos und die wahnwitzigen Irrwege von Neil Young, die mich immer etwas peinlich berührt haben, auch wenn ich von der Allgewalt dieses Grosswerks freimütig in den Staub gezwungen worden bin.

Mit dem furiosen „Rockin’ in the Free World“ hat er natürlich mein Altrebellenherz berührt. Die Aufforderung zum Rocken und die Bezeichnung derjenigen Welt als frei, die sich in ihrer Propaganda so nennt und daher Freiheit als letzten einklagbaren Anspruch ihrer Untertanen wohl oder übel anbieten muss, ist doch nur logisch. Und das hängt logischerweise wiederum eng mit dem perspektivenlosen Elend und dem Nichtgewähren des wichtigsten Menschenrecht, nämlich cool zu sein, zusammen.

Der oft gegen Protest-Sänger erhobene Vorwurf, sie würden sich mit dem Elend anderer Leute schmücken, trifft hier nicht zu. Neil Young versucht sich nicht in die Pose des Aufklärers zu begeben. Die Fakten sind ja hinlänglich bekannt und Young tut auch nicht, als wäre es anders, sondern gibt sich nur als „Verstärker“ zu erkennen. Es wäre also falsch, von irgendetwas anderem zu sprechen, als wovon dieses Lied spricht: „ Keep on rockin’ in the free world“ – Für mich eine raue Erinnerung an die Neunziger, und dass man für alles seinen Preis bezahlen muss. Rocken in einer freien Welt nicht ausgenommen.