The Shangri-Las, Leader of the Pack, 1964

Text/Musik/ Jeff Barry, Ellie Greenwich, Shadow Morton

Produzent/ Shadow Morton

Label/ Red Bird

Die späten Fünfziger und frühen Sechziger waren die Zeit der Mädchenbands. Zur damaligen Zeit tat man die Musik als Teenagerbanalität ab, doch die Platten der Chantels und der Shirelles haben ebenso wie die Songs von Bad-Girl-Bands wie den Ronettes oder den Shangri-Las als zeitlose Werke auf dem Musikmarkt bestehen können. Vorallem die Shangri-Las hatten einen todsicheren exakten Sinn für die der Inflation der Gefühle zum Opfer gefallenen Lebenskonzepte der Jugend – wie absurd sie auch immer sein mochten, ihre Melodramen en Miniature waren um keinen Deut weniger überkandidelt als die täglichen Exzesse der erwachsenden Gefühle jener Halbwüchsigen, die ihre Platten kauften.

Was Shadow Morton und die Shangri-Las versuchten, war, jenen Leuten das Rückgrat zu stärken, die glauben mussten, das die Rückgewinnung einer eigenen Identität eine Tat von heroischem Format sei, dass Mama und Papa die Tiefe ihre Gefühle nie und nimmer verstehen könnten. Da waren die abendlichen Strassen, die düsteren Parkanlagen, die Mauerblümchen und die Jungs mit dem eigenen Schlüssel für Papas Wagen. Als aber das ordinäre Süssholzgeraspel von „Give Him A Big Kiss“ und die mit allen Wasser gewaschene Aufforderung von „Right Now And Not Later“ dem dümmlichen Bla Bla von „Long Live Our Love“ mit seiner When-Johnny-comes-marching-home-Einlage und den vagen Einspielungen auf ferne Kriege und die böse Welt wich, war das Konzept am Ende. Was die jugendlichen Outlaws wollten, das waren Strassen-Schlachten und kein Guerilla-Krieg. Die Shangri-Las hatten es für eine Zeit lang gebracht, dann waren sie verschwunden. Aber solange sie da waren, na ja, hört euch doch mal ihr „Leader Of The Pack“ an und alles ist klar.