
Ray Wylie Hubbard, Co-Starring, 2020
Produzent/ Joe Nino-Hernes
Label/ Big Machine Records
Sähe er nicht aus wie der intellektuelle Bruder des Yeti, hätte er in den Siebzigern glatt als Reaktionär durchgehen können. Der Song „Up Against The Wall, Redneck Mother“ machte den Okie Ray Wylie Hubbard quasi über Nacht berühmt. Die Mutter, die ihren Sohn dazu erzieht, in den Honky-Tonks Hippies zu verprügeln, das schrammte knapp an Merle Haggards „Okie From Muskogee“ vorbei. Doch der Text steckt voller Ironie – wie natürlich auch der von Haggard. Danach war lange nicht mehr viel los bei Ray Wylie Hubbard ausser Alkohol und Drogen. Irgendwann schaffte es Hubbard von den Anonymen Alkoholiker, wo er seine künftige Frau kennenlernte, zu den bekanntesten Wahl-Texanern.
2020 erschien sein 17. Album „Co-Starring“; ein teilweise ordentlich brodelndes Elixier aus rauem, dreckigem Rootsrock, Americana, Outlaw Countryrock und swampigem Southern-Blues. Und – der Name sagt es schon – Ray Wylie Hubbard wartet hier mit einer illustren Gästeschar auf: Ringo Starr, Don Was, Joe Walsh, die wunderbaren Larkin Poe, Peter Rowan, die Cadillac Three und viele mehr. Die zehn Songs stammen alle von Hubbard. Seine Verneigung vor Mississippi John Hurt in dem nach dem Blues Musiker betitelten Song gehört für mich zu den herausragenden Stücken der Platte. „Mississippi John Hurt heals me when he sings“, singt Hubbard im Duett mit Pam Tillis. Die Schwestern Rebecca und Megan Lovell, die sich Larkin Poe nennen, unterstützen Hubbard bei „Rattlesnake Shakin‘ Woman“. Rebecca glänzt an der Lap Steel und Megan singt sehr schön mit Hubbard. Zum Auftakt der Scheibe rocken Ringo Starr, Don Was, Joe Walsh und Chris Robinson in „Bad Trick“ mit Hubbard.