
Velvet Underground, Rock & Roll, 1970
Text/Musik/ Lou Reed
Produzent/ Geoff Haslam, Shel Kagan
Label/ Atlantic
In „Rock & Roll“ erzählt Lou Reed die Geschichte des Mädchens Jenny, das in New Jersey lebt und sich tödlich langweilt. Bis Jenny eines Tages im Radio einen New-York-Radiosender hört, der Rock’n’Roll spielt und sie davor bewahrt, sich umzubringen oder vor der Tristesse ihrer Kleinstadt zu kapitulieren. Doch nicht nur jener Jenny, sondern auch Lou Reed selbst hat Rock’n’Roll das Leben gerettet. Aus Angst, ihr Sohn könnte homosexuell sein, und weil seine Stimmung oft von einem Augenblick zum nächsten so sehr umschlug, dass sie sich Sorgen machten, schickten ihn die Eltern 1959 zu einem Psychiater, der ihm eine achtwöchige Behandlung mit Elektroschocks in einem Spital verschrieb. Seine Eltern fanden nichts dabei, ihn mit Stromstössen von jeglicher Abnormalität zu kurieren, denn schliesslich war so eine Therapie damals in Amerika ziemlich verbreitet.
Obwohl Lou Reed seinen Eltern nie verzieh, dass sie ihn mit Elektroschocks behandeln liessen, begab er sich 1970 nachdem er Velvet Underground verliess, erneut in ihre Obhut. Ein Jahr lang arbeitete er als Aushilfe im Büro seines Vaters, eines Steuerberaters. Dann kehrte er seinem Elternhaus definitiv den Rücken. Die Geschichte von Jenny, der Rock’n’Roll das Leben gerettet hat, ist auf dem vierten und letzten Studioalbum von Velvet Underground.
