The Mekons, I Heart Mekons, 1993

Produzent/ Jon Langford, Tom Greenhalgh

Label/ Quarterstick Records

Die Mekons waren irgendwann mal eine archaische Punkband aus Leeds, bevor sie sich in den frühen Achtziger trennten. 1984 gab es eine Reunion, um die streikenden britischen Bergarbeiter zu unterstützen.  Die Hinwendung zur Country-Musik führte dazu, dass fast alle Bandmitglieder in die USA übersiedelten und sich dort teilweise stark mit der alternativen Country-Szene verbunden haben. Trotz aller Hinwendung zu Folk und Country lassen zwei Dinge die Mekons nicht los, diese alles aufzulösend scheinende Punk-Arroganz, die einen bei den frühen Alben der Band noch so nett in Erinnerung ist (das Singsangmässige an Punk, nicht das gröhlmässig, sondern badewannenmässig, Anarchistische) und der verquere Reggae-Einfluss. Wenn in einer dieser lakonisch-stimmungsvollen Balladen plötzlich ein unglaublich deplatzierter, aufregender Hall-Effekt auf die Stimme gelegt wird. Oder wenn da so ein bekifftes Reggae-Schlagzeug alleingelassen wird.

Bei „I Heart Mekons“ hat man den Eindruck, dass jedes Stück von jemand anders gesungen wird (Sprechgesang, Hymnisches, Rezitative, Sandy Denny, ergriffen-gelangweilt, Männer, Frauen, Kinder). Aber alles ist richtig und realistisch und darum automatisch begeisternd, diese Gruppe schmeichelt sich an keine Schönheitsidee und an überhaupt keine kultmässige Stilidentität an. Keine Beziehung zur Kunst des anderen, nur zum eigenen Leben. Dies und die Chronik der Ereignisse, die als Ereignisse überhaupt niemandem mehr auffallen, Folk-Lieder brechen ab, Punk-Stücke rollen ein, brechen ab. Alles bricht zusammen. Und die Mekons bleiben gelassen. Seit vielen Jahren und vielen Alben eine der besten Bands.

The Mekons, So Good It Hurts, 1988

Produzent/ The Mekons, Brian C. Pugsley

Label/ Twin/Tone Records

Die Platte ist nicht schlecht, hat aber den Nachteil, dass Themen wie die Reagan-Thatcher-Connection weit von der Gegenwart entfernt sind und somit leicht verstaubt anmuten. Trotzdem: viele dieser Songs sind fast schon Klassiker und auch in manch anderen Songs gibt es noch einiges zu entdecken. Zum Beispiel die Tatsache, dass Robin Hood und seine Mannen ja eigentlich eine Schwulengang waren oder dass Nixon und Hitler in trauter Verbundenheit einer Satansveranstaltung beiwohnten. Es war eben schon immer die Stärke der Mekons, britischen Humor kunstvoll mit politischem Bewusstsein zu verknüpfen.

Trotz aller Patina gehören alte Mekons Scheiben immer noch zu den Platten, die man immer wieder gerne hört, ohne sich vor Peinlichkeit gruseln zu müssen. Sally Timms hat eine dieser britischen Frauenfolkstimmen, die genauso schmeichelnd ist wie sie Unerbittlichkeit und eine gewisse Amüsiertheit über die Weltbefreiungsideen der Jungs zum Ausdruck bringt. Sie singt die alte Chauvi-Hymne, „Heart Of Stone“, ohne aus den girls boys zu machen. Muss ich mehr sagen?