The Pretty Things, Get the Picture?, 1965

Produzent/ Bobby Graham, Glyn Johns

Label/ Fontana

In den frühen Sixties waren The Pretty Things die wildeste aller britischen Rhythm & Blues-Bands – laut, rüde, wild. Als die von dem Sänger Phil May angeführte Horde enthusiastischer R&B-Freaks 1964 ihre erste Hit-Single „Rosalyn“ veröffentlichten, schien ihr Weg zum Starruhm vorgezeichnet. Doch die grosse Kohle machten schliesslich andere aus derselben Londoner Szene von Kunststudenten – The Who oder die Rolling Stones.

Neben dem Gitarristen Dick Taylor war der mit seiner Mischung aus Aggression und androgyner Zügellosigkeit und für damalige Verhältnisse extrem langhaarige May der perfekte Frontmann für den R&B, den die Pretty Things zelebrierten. Dass es bei den Liveauftritten regelmässig zu Tumulten kam, festigte ihren Ruf als Bad Boys. Nach dem sehr traditionellen, wenn auch umwerfenden Debütalbum, machten die Pretty Things, auf ihrem zweiten Album „Get The Picture?“ gleich mal ein ganz anderes Fass auf. Zum einen stürzten sie sich in kraftvolle Eigenkompositionen, die trotz Beat und Blues wirklich schon garagenrockmässig daherkamen und zugleich psychedelische Elemente mit ins Repertoire brachten. Was man auch an manchem Titel sofort erkennt („L.S.D.“).

Dieses Statement dürfte auch ein wesentlicher Bestandteil des aufkeimenden Swinging London gewesen sein. Hier ist der Beginn einer kulturellen Revolution mitverankert, die dann hemmungslos stilistische Zutaten verschmolzen hat und zu einem eigenen Ausdruck fand. Und diese Aufbruchstimmung hört man deutlich heraus. Sicherlich wurde dies später noch verfeinert, aber „Get The Picture?“ ist und bleibt ein wichtiges Album in der Entwicklung der Rockmusik in den 60ern.