Seasick Steve, Hubcap Music, 2013

Produzent/ Seasick Steve

Label/ Fiction Records Third Man Records

Mit „Hubcap Music“ hat Steve Wold alias Seasick Steve einen neuen Gipfel erklommen. Und ist sich dennoch treu geblieben. Seine Vorliebe fürs Landleben illustriert „Down On The Farm“, ein druckvoller Electric-Blues mit ZZ-Top-Riff. Ähnlich gestrickt sind „Self Sufficent Man“ und „Freedom Road“. Ein Grund, weshalb Seasick Steve ( geb. 19. März 1951 in Oakland, Kalifornien) hier nicht ausschliesslich monotonen Boogie spielt, ist sicher, dass ihm die Gastmusiker John Paul Jones (Mandoline, Bass), Luther Dickinson (Gitarre) und Jack White, Leadgitarrist auf dem von John Lee Hooker inspirierten „The Way I Do“, ihr Händchen gehalten haben.“Purple Shadows“, ein melancholisches Country-Duett präsentiert Steve von einer gänzlich neuen Seite, auf dem bittersüssen „Over You“ offenbart er als Sänger ungeahnte Nuancen, welche durch die Mandolinen-Glissandi von Jones noch unterstrichen werden.

Die Themen der Songs stammen aus Steves Biographie: Flucht vor dem gewalttätigen Stiefvater, Leben als Gelegenheitsarbeiter, der gescheiterte Versuch, eine Existenz in der sogenannten „Normalität“ aufzubauen, später Ruhm, gestärktes Ego. In Songs wie „Self Sufficent Man“ und „Keep On Keepin‘ On“ plädiert er dafür, an Träumen festzuhalten. Kluger Mann. Den Glauben daran brauchen wir alle.

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Seasick Steve, Sonic Soul Surfer, 2015

Produzent/ Seasick Steve

Label/ Caroline International

Seinen Namen verdankt er seiner Neigung zur Seekrankheit. Trotzdem blieb er auf Kurs – ein Leben lang. Er musste über 60 Jahre alt werden und dem Tod nur knapp entrinnen, dann erst kam der Erfolg.

Einigen Quellen zu Folge wurde Seasick Steve 1941 als Steve Wold in Oakland (Kalifornien) geboren. Er selbst gibt an, sein genaues Alter nicht zu kennen. Fest steht, dass er früh auszog, um den Misshandlungen seines Stiefvaters zu entkommen. Von nun an führte er das Leben eines klassischen amerikanischen Hobos. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, verdiente sich zwischendurch etwas Geld als Strassenmusiker und reiste als blinder Passagier auf Güterzügen durchs Land.

In den 60ern begann er mit befreundeten Musikern wie Janis Joplin oder Joni Mitchell zu touren und arbeitete als Session-, Studiomusiker und Tontechniker. Seinen Durchbruch erlebte er 2006, als er in Jools Holland’s BBC Neujahrsshow gleich drei Stücke aufführen durfte. Er spielte auf einer dreisaitigen Gitarre, begleitet von seiner „Mississippi Drum Machine“, einer Kiste, auf der er mit dem Fuss den Takt klopfte.

Von da an ist Seasick Steve ein gefragter Festivalmusiker. 2008 erreicht sein Debut „Dog House Music“ Platz 2 der britischen Independent Charts. Nach „Hubcap Music“ aus dem Jahr 2013, das  keineswegs schlecht ist, aber zu den älteren Alben etwas abfällt, weil irgendwie zu pompös produziert, hat Seasick mit „Sonic Soul Surfer“ in den eigenen vier Wänden ein kleines Meisterwerk zusammengeschustert. Gute Mischung aus ruhigen und rauheren Songs, die einem alle beim zweiten Hören schon sehr vertraut vorkommen und zwar im positiven Sinne. Seine Musik ist ein erfrischend roher Mix aus Blues, Folk, Country und Rockabilly. Seine Texte handeln vom Leben als Landstreicher – von den Geschichten, die er erlebt hat. Und die erzählt der zufrieden wirkende bärtige Mann mit so viel Charme, dass es schwer fällt, sich ihm zu verschliessen.