Joe Walsh, The Smoker You Drink, the Player You Get, 1973

Produzent/ Joe Walsh, Bill Szymczyk

Label/ ABC-Dunhill

Hört man dieses zweite Album von Joe Walsh, dann wird einmal mehr klar, warum die Gruppe James Gang ohne ihren Ex-Leader musikalisch nur noch dahinvegetierte: Es scheint, als habe James Gang nur von Joe Walshs Ideenreichtum und Vitalität gelebt.

Obwohl mehrere Stücke auf dieser Platte nicht von Joe Walsh geschrieben sind, sondern von anderen Mitglieder der vierköpfigen Gruppe, die sich hinter dem Namen Joe Walsh verbirgt, ist seine Handschrift doch unverkennbar. Das liegt nicht nur an seiner Mickey Mouse-Stimme, sondern z.B. auch an der Art, wie der Synthesizer eingesetzt wird, um den Background mit einer manchmal fast unhörbaren, dann wieder alles umfassenden Geräuschkulisse auszufüllen, oder daran wie Bass und Synthesizer mit- und gegeneinander eingesetzt werden. Die Kompositionen der anderen Musiker passen erstaunlich gut ins Konzept, obwohl sie, verglichen z.B. mit „Rocky Mountain Way“ dem Glanzstück des Albums, nur durchschnittlich wirken. Stellenweise erreicht „The Smoker You Drink, the Player you Get“ aber Momente seltener Schönheit und Brillanz. Das Album hat das Schicksal so vieler Rockplatten, die damals von der breiten Masse übersehen wurden, nur weil Joe Walsh kein Name war, der durch grosse Publicity-Kampagnen unter die Leute gebracht wurde. Ich habe es zum ersten Mal vor über 40 Jahren gehört und erst kürzlich wiederentdeckt.

Joe Walsh, So What, 1974

Produzent/ Joe Walsh, John Stronach, Bill Szymczyk

Label/ ABC-Dunhill

Joe Walsh ist keiner dieser „Hoppla, jetzt komm ich“-Gitarristen, die sich als grosse Gitarren-Kings feiern lassen, kaum dass sie drei Griffe kennen, aber nach all den schönen Platten, die er mit der James Gang und den Eagles gemacht hat und nach mehreren ebenso schönen Solo-Alben hat sein Name wohl auch ohne grösseren Hype die Runde gemacht. Oder?

Auf „So What“ ist Walsh ein abgeklärter Rocker, der zwar noch ab und zu die Krallen zeigt und ein paar harte Riffs aus seiner Gitarre schlägt, der sich aber eigentlich in subtileren, verträumten Gefilden viel wohler fühlt. Ganz behutsam baut er seine Musik auf, lässt sich viel Zeit, schwimmt auf einem langsamen, fliessenden Tempo, baut die Spannung in grossen Bögen auf und ab. Über Allem liegt ein tranceartiger Schleier, der ohne gewisse psychedelische Sächelchen sicher da nicht hängen würde. Und hat sich die Musik einmal in einem dieser psychedelischen Seitentäler zu weit verloren, dann bringt er die Sache wieder ganz, ganz langsam ins Rollen, kurbelt vorsichtig an, bringt die Lokomotive auf Touren, schiebt ein paar Riffs nach. Und so geht das auf und ab, rauf und runter, eine angetörnte Berg- und Talfahrt, die auf die Dauer einen ganz schön hypnotischen Effekt hat. Um den aber wirklich mitzubekommen, muss man das gesamte Album schon durchgehend hören. Denn erst dann merkt man auch, wieviel Arbeit hinter der Platte steckt, wie überlegt und gelassen diese Musik aufgebaut ist.