
John Lee Hooker, Boom Boom, 1961
Text/Musik/ John Lee Hooker
Produzent/ Calvin Carter
Label/ Vee-Jay
John Lee Hooker starb am 21. Juni 2001 im Alter von 83 Jahren. Er war das letzte lebende Fossil des archaischen Blues. Er war der Meister der Einakkord-Gitarre, des rhythmisch stampfenden Begleitfusses und der unglaublich seltsamer Verstimmungen. Zudem war er einer der Prototypen des individualisierten modernen Blues, der einzige, der den Spagat zwischen Tradition und Moderne wirklich schaffte, einer, der sogar in eine Klamotte wie „Blues Brothers“ für ein paar Sekunden Bluesrealität brachte, zu Zeiten ein dämonischer Genius, oft aber auch der Heiler für die Boogie-Kinder.
Bluespuristen hassten Hooker für das, was er ihrer Musik antat. „Das ist keine Musik. Das sind nur einzelne Noten“, meinte etwa Hayes McMullen. Und Paul Oliver hat in seinem Standardwerk „The Story of Blues“ kaum zehn Zeilen für Hooker übrig. Richtig: John Lee Hooker kümmerte sich niemals um das berühmte Bluesschema. Aber es klingt immer nach Blues. Seine Texte reimen sich selten. Aber sie klingen immer wie gut gereimt. Seine Begleitbands verzweifelten regelmässig, wenn sie mit Hooker spielen mussten, weil er weder Tonart noch Taktschema beachtete. Aber mit einzelnen Musikern wie Eddie Kirkland, Eddie Burns oder Eddie Taylor gibt es Live-Aufnahmen und Studiosessions, die von traumwandlerischem Verständnis zeugen. Wer sich das Vergnügen leisten will, den gleichen Song in verschiedenen Aufnahmen zu hören, wird nie eine identische, immer eine veränderte, eine neuerfundene Version finden. Und um die kurze Analyse von John Lee Hookers Besonderheiten abzurunden, ein Zitat aus Charles Shaar Murrays Biographie „Boogie Man – The Adventures of John Lee Hooker in the American Twentieth Century“: „Er hämmert diese dissonanten Klänge auf seiner Gitarre, dass einem die Nervenenden entzünden, und dann macht er Pausen, Pausen zwischen einzelnen Noten, die so lang und so unberechenbar sind, dass noch jeder Möchtegern-Imitator darüber die Nerven verloren hat.“
