
Tom Russell, Hotwalker, 2005
Produzent/ Tom Russell
Label/ Hightone Records
Nein, für einmal nicht. Keine knackigen Songs. Sondern viele Worte. „Hotwalker“ heisst das Album des kalifornisch-texanischen Songwriters Tom Russell. „Hotwalker“ ist eine musikalische Collage mit deutlicher politischer Message. Russell beklagt, in seiner Heimat gehe alles schief. Ob nun die Rechten oder Linken die Wahlen gewonnen haben – in Wirklichkeit regierten doch McDonalds, BurgerKing, Angst und falsche politische und religiöse Korrektheit.
Verpackt ist diese happige Aussage ins literarische und musikalische Umfeld der kalifornischen Fünfziger- und Sechzigerjahre, einer Zeit, zu der Amerika noch Schriftsteller hatte, die das Schreiben nicht in Kursen an der Uni gelernt hatten. Und Musiker, die sich nicht montags um zehn für Co-Writing-Sessions in den Büros der Plattenfirmen trafen. All diese Leute sind auf „Hotwalker“ zu hören, allen voran Charles Bukowski, mit dem Russell bis zu dessen Tod einen Briefwechsel pflegte, aus dem die Idee zum Album entstand. Aber auch Jack Kerouac, Lenny Bruce, die Musiker Dave Van Ronk und Ramblin’ Jack Elliot. Und natürlich der Protagonist Little Jack Horton, der mit Bukowski zu trinken pflegte, und dessen Erinnerungen und Anekdoten den roten Faden des Albums bilden. „My God’ s better than your God? That’s a bunch of bullshit!“, ruft Little Jack Horton. Kein Album also, das so nebenbei für gute Laune sorgt – sondern eines, dessen Anliegen, Nuancen und Pointen jedes Wiederhören zu einer Expedition ins „verlorene Amerika“ macht.
