Bruce Springsteen, Downbound Train, 1984

Text/Musik/ Bruce Springsteen

Produzent/ Jon Landau, Chuck Plotkin

Label/ Columbia

Mit „Nebraska“ war’s ganz einfach: Springsteen schien vom Mythos des Amerikas der Pioniere Abschied zu nehmen, wenn auch trauernd. Aber mit „Born in the U.S.A.“ war die Sache erstmal ausgestanden. Die lärmigen Stücke langweilen schnell, weil Harmonien, Akkorde und die Melodieführung sich zu sehr gleichen. Das Album „Born in the U.S.A.“ machte Springsteen zum Stadionmusiker und setzte ihn dem Verdacht aus, den Reagan’schen Patriotismus zu feiern, gegen den er ansang. Im Hintergrund seiner Konzerte wehte die amerikanische Flagge. „Fahnen sind sichtbar gemachter Wind“, hat Elias Canetti geschrieben, und der Wind, der durch Springsteens Flagge wehte, kam aus gegensätzlichen Richtungen.

Am meisten gefällt mir „Downbound Train“, eine Verlassensballade im Tonfall getragener Verzweiflung, langsam und schwer, die letzte Strophe erzählt wie eine Kurzgeschichte, frei von Ironie, grossartig in ihrem Pathos: „ Last night I heard your voice/ You were crying, crying, you were so alone/ You said your love had never died/ You were waiting for me at home/ Put on my jacket, I ran through the woods/ I ran ‚til I thought my chest would explode/ There in a clearing, beyond the highway/ In the moonlight, our wedding house shone/ I rushed through the yard/ I burst through the front door, my head pounding hard/ Up the stairs, I climbed/ The room was dark, our bed was empty/ Then I heard that long whistle whine/ And I dropped to my knees, hung my head, and cried“.

Es ist, als würden diese Worte sagen, dass sich nichts ändern wird, niemals, was auch immer der Sänger träumt und hofft und denkt.