Tom Waits, Blue Valentine, 1978

Produzent/ Bones Howe

Label/ Asylum


Obwohl Tom Waits auf „Blue Valentine“ das Image des kaputten Nachtschwärmers weiter kultivierte, das er eigentlich abstreifen wollte, enthielt dieses Album seine bis anhin spannendste Musik. Manche der von Jazz-Produzent Bones Howe meisterhaft inszenierten Songs nahmen gespenstische Klangfarben und Stimmungen vorweg, die Waits später berühmt machen sollten. Und dann diese Reibeisenstimme! Wie sie bellt und röchelt. Hier spielt sich nahezu alles in der Nacht ab. Im Schein der Neonreklame. Im Zwielicht. Wie der Teenager-Selbstmord in „A Sweet Little Bullet from a Pretty Blue Gun“. Oder in der Einsamkeit. „Christmas Card from a Hooker in Minneapolis», den Monolog einer verbitterten Frau, wirft uns Waits in überwältigender Weise vor die Füsse.

„Whistlin’ Past the Graveyard“ ist die erste von zwei starken Nummern, die mit Sessionmusikern aus New Orleans entstanden. Swamp-Funk. Auf „Sweet Little Bullet“ klingt Waits fast wie Dr. John, dazu ertönt das Sax des früheren Fats-Domino-Begleiters Herbert Hardesty. Die lebendigen Details aus „Kentucky Avenue“ könnten aus Tom Waits’ eigener Kindheit stammen. Noch anrührender ist die Jazzballade „Blue Valentine“. Deren Protagonist weiss, dass er nicht mit dem Unrecht fertig werden kann, das er anderen zugefügt hat.