Jimmy Cliff, Reggae Greats, 1985

Produzent/ Larry Fallon, Leslie Kong, Jimmy Cliff

Label/ Island Records

Bob Dylan bezeichnete „Vietnam“ als einen der besten Protestsongs seiner Zeit. Anstelle von „Vietnam“ liessen sich heute etwa die Wörter Ukraine, Naher Osten oder Sudan einsetzen. Wie alle guten Beispiele dieses widerständigen Genres erzählt auch „Vietnam“ eine exemplarische Geschichte zwischen Hoffnung und Desillusionierung, Ohnmacht und Aufbegehren, allerdings unterlegt mit einem Reggae-Rhythmus, der 1969 noch ziemlich neu in den Ohren klingt.

Seine besten Zeiten hatte Jimmy Cliff in den frühen siebziger Jahren; mit eingängigen und eindrücklichen Aufnahmen wie „Many River To Cross“ und „You Can Get It If You Really Want“ aus seiner Heimat Jamaika eroberte er die britischen Charts und war so (neben Desmond Dekker) der eigentliche Auslöser der ersten Reggae-Welle. Nach dem Erfolg des Reggae-Films „The Harder They Come“ mit Cliff in der Hauptrolle schien alles auf eine Starkarriere hinzulaufen. Aber die nächste Platte brachte nicht den erhofften Durchbruch. Die Plattenfirma Island liess ihn überraschend zugunsten des Rastafari Bob Marley fallen, der gegenüber Cliff den Vorteil besass, den Rhythmus marihuana-kompatibel herunterzufahren und den Typus des selbstbewussten schwarzen Outlaws verkörperte, was das Marketingpotenzial seiner Musik entscheidend erhöhte. Marleys Erfolg überschattete zwar Jimmy Cliffs Werk, dennoch bewies dieser Durchhaltevermögen und er konnte sich über die Jahre hinweg als afrokaribischer Sänger behaupten. Schatten ist auch angenehm, wenn dir die Sonne in Jamaika aufs Hirn brennt.