Iris DeMent, The Way I Should, 1996

Produzent/ Randy Scruggs

Label/ Warner Bros.

Eine der grö­ss­ten Stim­men über­haupt, wie ich finde. Man muss al­ler­dings schon eine ge­wis­se US-Folk- und Coun­try-Af­fi­ni­tät haben, denn diese Stimm­bän­der haben einen leicht her­ben Charme, auch ihr zit­tern­des Vi­bra­to ist eher alte Schu­le. Dafür hat Iris De­Ment eine un­glaub­lich tief ge­hen­de Aus­drucks­fä­hig­keit. Ihre ers­ten bei­den Coun­try-Alben „Infamous Angel“ (1992) und „My Life“ (1993) wurden von Hörern und Kritikern gleichermassen bejubelt, obgleich ihre Musik so gut wie gar nicht im Radio gespielt wurde.

Das dritte Album „The Way I Should“ ist etwas kommerzieller konzipiert und unterscheidet sich von den Songinhalten her von den vorherigen Alben. Dort hatte sie sehr persönlich geschrieben, eher introvertiert. „The Way I Should“ hingegen greift mit einer Band ( Stuart Smith, Randy Scruggs und Mark Knopfler an den Gitarren, Chuck Leavell an der Orgel, Tammy Rogers an der Violine und Harry Stinson an den Drums) leichte Rock-Elemente auf und Iris DeMent äussert sich in ihren Songs ungewöhnlich deutlich. Sexueller Missbrauch, Religion, Vietnam, die desaströse US-Sozial- und -Umweltbilanz in der Politik der demokratischen Clinton Jahre. Es könnte aber auch definitiv eine Aufnahme aus den Trump-Jahren sein, da bin ich mir sicher. Der politische Grundton von Iris DeMent ist zwar in einem positiven Sinn kritisch rechtskonservativ, doch man sollte sich hüten das alles mit europäischen Augen zu betrachten – und zu bewerten, die USA sind da wohl unter phänomenologischen Gesichtspunkten völlig anders zu sehen. In jedem Fall macht Iris DeMent klar, wo sie hingehört, ihr Zuhause ist die kleine, etwas runtergekommene ländliche Welt der Mais-Felder Iowas, die Familie – eben das Leben, das sie zwischen ihren eher raren Aufnahmen lebt und samt ihrer US-Weltsicht hin und wieder in erstklassige Musik verwandelt.