Mazzy Star, So Tonight That I Might See, 1993

Text/ Musik/ David Roback, Hope Sandoval

Produzent/ David Roback

Label/ Capitol

Als dieses Album veröffentlicht wurde, war ich in einer anderen Musikrichtung unterwegs: Blues, Rock und Alternative. Mazzy Star waren mir damals zu ruhig und spacig gewesen. Heute sind sie es nicht mehr. Vor ein paar Monaten habe ich zum ersten Mal das Album „So Tonight That I Might See“ gehört und bin gleich beim ersten Lied „Fade Into You“ hängengeblieben. Dieses ist fast zu schön, um wahr zu sein, es klingt famos wie Mazzy Star dieses „ Knockin’ on Heaven’s Door“- Thema zum besten gibt, und die Sundowner-Gitarre schmilzt jede Alltagshärte weg. Der Gesang ist delikat: „Fade into you… Strange you never knew…Fade into you…“ Mit solch melancholischen Liedern lässt sich vortrefflich die Zeit verträumen.

Hope Sandoval ist die Sängerin mit der Traumstimme, während der zwischenzeitlich verstorbene David Roback ein genialer Soundtüftler war. Beide bilden zusammen eine originale musikalische Symbiose. Besonders eindrucksvolle Songs sind neben „Fade Into You“, „Bells Ring“, „Five String Serenade“, „Blue Light“, „Into Dust“. Sie haben alle diesen lähmenden psychedelische Schwebezustand, der sich wie ein feiner Rauch im Raum ausbreitet, dazu Hopes charismatische Aura sowie ihre eigenartig entrückte zeitlupenhafte Stimme beschreiben eine ungemein intensive, weit in der Vergangenheit zu liegen scheinende Atmosphäre. Wo ist der Blues? Egal, das Album hat ihn nicht zu knapp. Die Band sitzt immer noch am Delta und träumt von Robert Johnson oder Peter Green.