
Simon and Garfunkel, Sounds Of Silence, 1966
Text/Musik/ Paul Simon
Produzent/ Tom Wilson
Label/ Columbia
Zu Beginn war da einfach nur die Stille. Doch deren Klang musste natürlich beschrieben und schliesslich besungen werden. Von einem singenden Songwriter und einem singenden Schlacks, die sich nur als Kombination ihrer Nachnamen zu erkennen geben wollten und auf dem Plattencover – so scheint es zumindest – den Versuch unternehmen, aus der Schusslinie der Kamera zu schlackern. Der grosse Kleine und der grosse Zweitplazierte: „Sounds Of Silence“ von Simon & Garfunkel wurde im Januar 1966 veröffentlicht.
Hätte Tom Wilson nicht zufälligerweise „Like A Rolling Stone“ von Dylan gehört, wäre er nie auf die Idee gekommen, diese etwas dröge Ballade mit E-Gitarre, E-Bass und Drums zu unterlegen. Und wäre die leicht verstimmte Gitarre nicht mehr leicht verstimmt, wäre die Aufnahme nur halb so gut. Hätte Paul Simon die erste Stimme statt die zweite gesungen, wäre diese viel zu penetrant gewesen, und das magische Moment, in dem man nicht rafft, wer jetzt was singt und wo eigentlich die Hauptmelodie hinführt, wäre verloren.
Das ist nun mehr als ein halbes Jahrhundert her, und es mutet seltsam an, dass das Jahr 1966 mit einem derart besinnlichen, geradezu unschuldigen Song eingeleitet wurde. Denn zu jener Zeit wütete in Vietnam ein konventioneller Krieg, den schon damals niemand mehr begreifen mochte, der jedoch nur ein Teilaspekt eines wesentlich grösseren Konflikts der Systeme war, die nicht nur im Weltall zu einem Wettlauf angetreten waren, sondern auch in beiden irdischen Hemisphären um die Vorherrschaft rangen.


