
The Traveling Wilburys, Volume One, 1988
Produzent/ Otis Wilbury, Nelson Wilbury
Label/ Wilbury
Auf der Innenhülle findet man das Märchen von den Traveling Wilburys (die Zunft der Wandermusikanten), deren Geschichte eng verbunden ist mit der Musikentwicklung schlechthin. Denn, nachdem sich eine bemerkenswerte Musikkultur entfaltet hatte, brach die Industrialisierung über sie herein, fast alle Wilburys kamen unter die Räder, wurden Frisöre oder TV-Werbespot-Darsteller. Die Medienkanäle beherrscht seither Eintönigkeit. Deshalb ist eine handvoll überlebender Wilburys ausgezogen, das einst begonnene Werk fortzuführen – so die die Essenz der Story.
Natürlich ist man alternativ und schliesst sich um „independent“ unabhängig von amerikanischen Grosskonzernen zu sein, dem fiktiven bulgarischen Label „Wilbury“ an. Traveling Wilburys-Sound ist unbeeinflusst von Modetrends, verbannt weitgehend Maschinenmusik und klingt nach frischem Drive, sonniger Melodik und Schmacht-Pop. Für den besten Kontrast sorgt Bob Dylan. Bei fünf Gitarristen scheppern gehörig die Saiten, auch mal in Slide-Technik, die fünf Sänger wechseln sich als Solisten ab, der Rest fungiert als Chor wie in seligen Beatles-Zeiten. Bei den Traveling Wilburys findet sich ein guter Dreh, dekadenten Erscheinungen der Branche mit Witz (Selbstironie nicht ausgenommen) den Spiegel vorzuhalten. Sie mogeln sich nicht an den schlimmen Problemen der Zeit vorbei, singen aber gegen Pessimismus und Passivität an. Deshalb hat das Album eine freundliche und optimistische Stimmung und die Rockliedchen strahlen aus, dass es den alten Kumpels Spass gemacht haben muss. Leider nahm das Projekt dann durch den plötzlichen Tod von Roy Orbison eine jähe Wendung. Das „Volume Two“ musste ohne ihn eingespielt werden.