Nico, All Tomorrow’s Parties (Alternative Version), 1982

Text/Musik/ Lou Reed

Produzent/ Unbekannt

Label/ Cleopatra Records

Christa Pfäffgen kam aus Köln. Sie war Model in London und wurde Sängerin, „Chanteuse“, später zeitweilig sich selbst mit Harmonium begleitend auf kleinen Bühnen Europas. Davor war sie eine fantastische, strenge Abart von Pop, Nico auf der Bananenplatte der Velvet Underground. Nico kannte sie alle. Sie kannte Alain Delon, mit dem sie einen Sohn hatte, sie kannte Brian Jones, in Amerika kannte sie Bob Dylan, Iggy Pop, Lou Reed, John Cale, Jim Morrison – und viele schrieben Lieder für sie. Nico war die ideale Mischung aus Sängerin, Groupie und weiblichem deutschem Schlachtschiff. Sie wurde 1939 nach Ausbruch des Krieges geboren, und nachdem sie weggegangen war, hatte sie Deutschland lange nicht mehr betreten.

Nicos Tod am 22. Juli 1988, auf Ibiza während einer Fahrradfahrt, kam unerwartet und war so wenig Nico-haft, so wenig monströs oder ausladend-symbolisch, dass man es kaum glauben konnte. Nicos Art war eine harte Tour, um mit dem Pop-Business fertigzuwerden. Sie war chaotisch bis zur Unzurechnungsfähigkeit, beharrlich, penetrant, autoritär in ihrer Show.

Das Lied, das ich am stärksten mit ihrem Namen verbinde, ist „All Tomorrow’s Parties“. Der Song handelt von einer jungen Frau und von der Angst und der Verletzlichkeit des Unbekannten sowie von der Traurigkeit, das alte Leben, das sie einst kannte, hinter sich zu lassen. Es geht darum, dass zwar neue Erfahrungen und Abenteuer bevorstehen, diese aber nicht ohne Schwierigkeiten sein werden und die junge Frau immer noch Kummer und Sehnsucht erleben wird. Ich weiss noch, als ich den Song irgendwann Ende der 60 Jahre das erste Mal hörte, dachte ich: „Was für ein sinnloses Geschepper und die Frau kann nicht mal singen.“ Trotzdem hat mich das Geschepper und der schiefe Gesang irgendwie fasziniert. Die Faszination hat sich bis heute gehalten.