
Wreckless Eric, Greatest Stiffs, 2001
Produzent/ Larry Wallis, Nick Lowe
Label/ Metro
Gäbe es Gerechtigkeit in der Pop-Welt, wäre Wreckless Eric ein bewunderter, steinreicher Weltstar. Mit seiner ersten Single, dem vielfach gecoverten „Whole Wide World“ landete er 1977 einen Hit, auf den er heute oft reduziert wird. Klar, „Whole Wide World“ ist ein Evergreen – aber was ist mit „Reconnez Chérie“, „Veronica“, „A Pop Song“, „Semaphore Signals“, „Hit and Miss Judy“, um mich hier nur auf sein Frühwerk auf dem New-Wave-Label Stiff Records zu beziehen?
Es reichte nicht für einen nachhaltigen Durchbruch: Wreckless Eric blieb im Schatten seiner Labelmates Ian Dury und Elvis Costello. Er war schrulliger, eigenwilliger, aber auch rührender und auf eine britisch diskrete Art verletzlicher. Er hatte Humor, er war unprätentiös und verfügte über keinerlei Talent zur Selbstvermarktung. Dass er zu viel trank und ein paar Jahre als Karikatur seiner selbst durch die grosse weite Welt torkelte, hat ihm auch nicht eben geholfen.
Wreckless Eric kann Banales in Einmaliges verzaubern. Seine Lieder sind wie verzitterte Polaroidbilder die kleinen, aber wahren Freuden, Leiden und andere Ereignisse und Gefühle des Lebens. In der Melodie liegt Wreckless Erics Stärke: Seinen Alltagsblues tränkt er nicht in Moll, sondern spielt ihn offen und hell in Dur. Seine Songs sind meistens traurig, und das spürt man, und doch klingen sie irgendwie fröhlich.
