
Neil Young, Are You Passionate?, 2001
Produzent/ Neil Young, Booker T. Jones
Label/ Reprise
„Are You Passionate?“ fragt Neil Young schon auf dem Cover, und die hochsymbolische Rose vor Camouflage-Kampfanzug soll allen guten Amerikanern – und womöglich auch noch den angeschlossenen Supportstaaten! – einschärfen, wie weit die liebe Passioniertheit, wenn nötig zu gehen hat. Aber diese affirmative, abgeschmackte Agitprop-Poesie wird ja wunderbar konterkariert durch das sattsam bekannte und doch immer wieder faszinierende vierschrötige, ruppig-rurale Gitarrenspiel Youngs. Wenn er auch mal fulminant danebenhaut, die Blue-Notes bis zu geht nicht mehr überstrapaziert, klingt das so schön, wie eine kaputte, wurmstichige Les Paul eben klingen kann.
Vorallem „Goin’ Home“ ist noch so ungeschlachtet, brüchig, laut und zersplittert wie all die wunderbaren Epen „Cortez The Killer“, „Eldorado“ oder „Rockin In The Free World“. Dieser Sound scheint mir auch das akustische Äquivalent für das schlechte Leben da draussen zu sein. Und wie Young mit diesen tonalen Scherben umgeht, rührend besorgt, aufmerksam und doch auch mit Prätention, daraus etwas ästhetisch Haltbares zu machen, aber ohne diese Kaputtheit zu kaschieren, das lässt sich vielleicht auch als Zeichen einer Mitleidensfähigkeit, einer ehrlichen Anteilnahme interpretieren.
