
The Jayhawks, Tomorrow the Green Grass, 1995
Produzent/ George Drakoulias
Label/ American
Dieses Album hat das sentimentalische Potential der alten Filme aus den Sechzigern und frühen Siebzigern, die wir erst später gesehen haben und die vielleicht gerade deshalb so eine rätselhafte Melancholie verströmten, auch wenn sie gar nicht melancholisch waren. Die leicht verblassten Farben gaben wohl einen ersten Anschein davon, dass unser Leben siebenzig Jahre währet, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahr, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon…
Die Jayhawks sammeln vor allem Stoff, um den Beweis anzutreten, dass die siebzig, achtzig Jahre meistens eben doch nicht so köstlich gewesen sind. Ihre Worte deuten nur an, bleiben im Ungefähren, aquarellieren eine menschliche Tragik, die erst von der Musik endgültig beglaubigt wird. „Where have all my friends gone?/ They′ve all disappeared/ Turned around maybe one day/ You’re all that was there/ Stood by unbelieving/ Stood by on my own/ Always thought I was someone/ Turned out I was wrong…“ heisst es in dem schon überirdisch schönen „Blue“. Und eine alte, einfache, bekannte Musik, eine Mischung aus Folk, Country, sanftem Rock und Westcoast bildet den empathischen Klangkörper. Das wird alles ohne grosse Geste, verständnissinnig, fast schicksalshaft vorgetragen, als rechne man gar nicht unbedingt mit einem Publikum. Das ist natürlich Quatsch, aber es klingt so.
