Angelo Badalamenti, Soundtrack from Twin Peaks, 1990

Produzent/ Angelo Badalmenti, David Lynch

Label/ Warner Bros.

Die junge Frau ist bereits seit einer Weile tot, doch nun ist ihre Leiche aufgetaut. Sie steckt in einer Plastiktüte, und unter ihren Fingernageln ziehen die Ermittler mit Pinzetten ein winziges Zettelchen mit dem Buchstaben R drauf hervor. Der Sheriff ist vor Ort, sein Gehilfe schiesst an der Fundstelle mit zittriger Hand ein paar Bilder, dann bricht er in Tränen aus. Sie finden keine Erklärung dafür, wer Laura Palmer – die junge Frau in der Tüte – ermordet haben könnte, der Fall scheint eine Nummer zu gross zu sein für die Kleinstadtpolizisten. Kurze Zeit später erhalten sie Verstärkung: Das FBI schickt Special Agent Dale B. Cooper, der das Verbrechen in ländlicher Idylle aufklären soll.

Mit dieser Ausgangslage lancierte David Lynch im Frühling 1990 seine Fernsehserie „Twin Peaks“, in der er über zwei Staffeln hinweg eine aufwühlende, dunkle und beklemmende Geschichte erzählte, die so ziemlich alles enthält, was einem Nachts den Schlaf rauben kann: Grenzerfahrungen und geheime Tagebücher, rückwärts gedrehte Szenen, schummrig ausgeleuchtete Traumsequenzen, Augenklappen, einen Einarmigen, einen Riesen, einen Zwerg, Doppelleben und Drogensucht, Parapsychologie, Schwarze Magie und ein tödliches Schachspiel. Das Leben in der Kleinstadt Twin Peaks ist geprägt von permanentem Misstrauen, auch gegenüber dem Ermittler von der Bundespolizei, der sich vom lokalen Kaffee zu Komplimenten hinreissen lässt und detaillierte Memos an seine Sekretärin Diane ins Diktiergerät spricht. Seine Nachforschungen auf dem Land werden ihn an die Grenzen der geistigen Gesundheit bringen, denn hier draussen scheint die Alltagslogik aufgehoben.

Als „Twin Peaks“ ausgestrahlt wurde, war die Welt noch eine andere. Mobiltelefonie und Internet waren unerschwinglich oder unbekannt. Es war immer ein Ritual wenn auf dem Bildschirm die Titelsequenz aufflackerte, und aus den Lautsprechern die Bariton-Gitarre des Eröffnungsstücks erklang. Es war die perfekte musikalische Untermalung: drauende Synthesizer und tremolierende Akkorde, Raschelschlagzeug, Vibrafon und Fingerschnippen.