
The Who, My Generation, 1965
Text/Musik/ Pete Townshend
Produzent/ Shel Talmy
Label/ Brunswick
Am 19. Mai 2025 feiert Pete Townshend seinen 80. Geburtstag. Mit dem Älterwerden setzt sich der Gitarrist und Songwriter von The Who schon lange auseinander. Bereits in seiner Jugend hatte er schon Bonmots drauf. Eines von ihnen sollte seine Band The Who berühmt machen. 1965, da war der schüchterne Gitarrist knapp 20 Jahre alt, schrieb Townshend die schockierende Zeile „hope I die before I get old“ – und formulierte seine Komposition „My Generation“ als Kampfansage einer selbstzerstörerischen Jugend.
Obwohl The Who damals mit der britischen Jugendkultur der Mods assoziiert wurden – Parka tragende und Motorroller fahrende Kids, die den tristen Arbeiteralltag mit offensivem Hedonismus kompensierten – berührte der Song junge Menschen auf der ganzen Welt. Herablassende Erwachsene und ihr mangelndes Verständnis für den Erlebnisdrang der Jugend, das entsprach dem Lebensgefühl einer „Erste-Welt“-Generation im Aufbruch. „’My Generation‘ war als Schrei nach einem Leben ohne Militarismus, Hierarchiegläubigkeit und religiöse Konformität gedacht“, sagte Townshend 1994 in einem Interview. „Als ich schrieb, dass ich lieber sterben als alt werden wollte, meinte ich damit, dass ich nie so werden wollte wie die Menschen, die so grauenvolle Dinge wie den zweiten Weltkrieg zu verantworten hatten.“
Die Presse hatte Townshwend schon früher an „My Generation“ aufgehängt. Zu Unrecht. Der Humanist, Kolumnist, Buchautor und Polit-Aktivist mit einem geschätzten Vermögen von 150 Millionen Dollar mag 80 Jahre alt geworden sein, und man sieht ihm seinen langjährigen Alkohol- und Drogenkonsum deutlich an. Dennoch wirkt er geistig nicht alt, eher erwachsen. Denn Townshend ist ein kluger, wacher Zeitzeuge geblieben.
„Heute leben wir wie zu Zeiten der Kuba-Krise 1963 wieder mit der an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit, durch einen russischen Atomangriff ausgelöscht zu werden“, sagte Townshend jüngst an der University of West London, wo er zwischen 1961 und 1964 bildende Kunst studiert hatte.
