
Emmylou Harris, Luxury Liner, 1976
Produzent/ Brian Ahern
Label/ Warner Bros. Records
Zugegeben, man muss wohl eine Ader fürs Sentimentale haben, um dieses Album zu mögen. Aber bei Country Music ist das halt unvermeidlich, selbst wenn die Songs von einigen der besten Musiker Nashvilles gespielt werden – darunter die Gitarristen Rodney Crowell und James Burton, Bassist Emory Gordy Jr., und Harmonica-Ass Mickey Raphael. Von den zehn Lieder ist nur ein einziges von Mrs. Harris: „Tulsa Queen“. Vielleicht hatte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht das rechte Zutrauen in ihr Songwriter-Talent? Natürlich gibt es auch ein paar Gram Parsons-Songs. Schliesslich war Emmylou Harris in den frühen 70ern Mitglied seiner Tourneeband. Nur für kurze Zeit, denn schon gut ein Jahr nach ihrem Einstieg, starb Parsons an Drogen, Alkohol und am aufreibenden Leben als Countrystar. So kurz die Zeit der Zusammenarbeit auch gewesen sein mag, so nachhaltig war sie für Emmylou Harris. „Auf Luxury Liner“ erweist sie ihm die Ehre des Titelsongs. Zu Recht. Es ist ein Luxus-Kreuzer von einem Country-Track: hohes Tempo, überschäumende Energie, grandioses Feeling, tolle Melodien, solistische Einlagen erster Klasse.
Dieses hohe Level hält Mrs. Harris über die gesamte Album-Strecke. Dennoch gab es auf dem Album keinen echten Single-Hit. Am besten schlug sich ausgerechnet die Coverversion des Chuck Berry-Klassikers „C’est la Vie“. Dafür aber ebnete sie mit einem Album-Track den Weg für einen weiteren Nashville-Sonderling, für Songwriter-Genie Townes Van Zandt. Ihre hinreissende Interpretation seines Meisterwerks „Pancho And Lefty“ machte den introvertierten Musiker auf Anhieb zum Star innerhalb der Country-Szene.

