Family, It’s Only a Movie, 1973

Produzent/ Family

Label/ Raft Records

Family aus Leicester waren von 1966 bis 1973 aktiv, und seit 2013 gibt es sie wieder. Die Band klingt schon wegen der Reibeisenstimme ihres Sängers Roger Chapman anders als die anderen. Auch das Instrumentarium war ungewöhnlich. So gehörten den verschiedenen Besetzungen unter anderem Cello, Geige, Akkordeon, Saxophon, Sitar und Vibraphon an. Die Band war keineswegs obskur. Dann und wann waren sie sogar in der englischen Hitparade anzutreffen. Im Vergleich zu anderen „progressiv“ angehauchten 70s-Bands wie Yes oder Emerson, Lake and Palmer waren Family meine Favoriten. Wenn ich mir ihre Alben heute anhöre, habe ich nie das Gefühl, ich tue dies nur wegen der Nostalgie.

So habe ich gerade für mich das letzte erschienene Family-Album „It’s Only A Movie“ von 1973 wieder entdeckt. Die Songs sind hier insgesamt etwas zugänglicher als auf früheren Platten. Dennoch ist das alles andere als Massengeschmack. Es gibt ziemlich originelle Songideen mit recht schrägen Einfällen, wobei sich das Geschick der beiden Komponisten Roger Chapman und Charlie Whitney darin zeigt, dass sie das Aussergewöhnliche in einem funktionierenden und kompakten Song zusammenzubringen. Mit seinen Parodien auf die musikalische Untermalung zu Stummfilmen, dem virtuosen Spiel mit Persepektivwechseln, den harten musikalischen Schnitten und ironischen Geräuschzitaten ist „It’s Only A Movie“ ein überaus gelungenes Album und mithin ein Beweis für die kreative und innovative Kraft der Band Family.

32153-a.jpg

Family, Music In A Doll’s House, 1968

Produzent/ Dave Mason

Label/ Reprise

„Music In A Doll’s House“ war das geniale Debutalbum der Band von 1968. Wenn Family hier auch noch nicht so grossartige Songs komponierten wie auf „Entertainment“, sind hier schon alle ihre Qualitäten erkennbar: die einzigartige Stimme von Roger Chapmann, der aus der sanftesten Melodie heraus gleichsam explodieren kann. Das Arrangement ist einfach schräg und immer wieder grossartig unharmonisch.

Angefüllt mit atemberaubenden Melodien, ständig im Spannungsfeld zwischen der Rauheit der Strasse und tiefer Melancholie pendelnd, und gekrönt von der einzigartigen gurgelnden Stimme von Roger Chapman, hatte diese Platte wiederum einen sehr starken Einfluss auf später berühmt gewordene Bands wie King Crimson, Jethro Tull, Genesis der Gabriel-Ära und viele andere.

Es ist schade, dass „Music In A Doll’s House“ heute fast vergessen ist. Dabei ist dies die Ursuppe, aus der in den 70er Jahren dann vieles Grossartige entstanden ist. Meines Wissens gibt es in der Pop- und Rockmusik nichts Vergleichbares. Hören, sich verzaubern lassen und in die Puppenstube einziehen!