Various, The Inner Flame – A Rainer Ptacek Tribute, 1997

Produzent/ Howe Gelb, Robert Plant

Label/ Atlantic

Der Name Rainer Ptacek – Freunde seiner Musik nannten ihn meist nur Rainer – tauchte erstmals Mitte der 90er in meiner Sammlung auf. Ein Bekannter hatte mir eine Mischkassette zusammengestellt und ziemlich weit hinten die mir bis dahin unbekannte Musik versteckt. Ich recherchierte, fand das wohl beste Album das Rainer je produziert hatte („Worried Spirits“) und stiess auf seine Biographie.

Die Eltern des im Juni 1951 in Ost-Berlin geborenen Rainer flogen mit ihm bereits 1956 nach Chicago. Dort lernte er den Blues lieben, doch bestimmte erst der Umzug nach Tucson/Arizona in den frühen 70ern das, was sich dann musikalisch entwickelte und heute mit Namen wie Giant Sand, Howie Gelb und Calexico verknüpft ist.

Ende der 90er wurde bei ihm eine Gehirntumor diagnostiziert. Das war besonders übel, weil Rainer, der nur von seiner Musik und einem Instrumentenladen lebte, nicht krankenversichert war und die Rechnungen für die teure Theraphie nicht zahlen konnte. So rief sein Freund Robert Plant von Led Zeppelin einige Musiker zusammen, um das Album „The Inner Flame“ einzuspielen. Mit von der Partie waren u.a. Giant Sand, Jimmy Page, Emmylou Harris, Victoria Williams, Vic Chesnutt, PJ Harvey, Madeleine Peyroux und Jonathan Richman. Auf den meisten Stücken dieses Tribute-Albums ist auch Rainer selbst an der Gitarre zu hören. Der gesamte Erlös kam ihm zugute und die Therapie versprach baldige Besserung. Doch der Tumor kam wieder. Am 12. November 1997 musste der erst 46-jährige Rainer Ptacek die Welt verlassen.

Heute weiss kaum noch jemand, dass Rainer Ptacek einer der wichtigsten Bluesgitarristen war, der jemals in der DDR geboren wurde. Sein musikalisches Gesamtwerk erscheint auf kleinen Labels und wird von seiner Witwe verwaltet.

Rainer, Worried Spirits, 1992

Produzent/ Rainer Ptacek

Label/ Glitterhouse Records

Es müssen nicht immer junge, drogenabhängige Musiker sein, die für tragische Momente in der Musikgeschichte sorgen, sondern auch andere widrige Umstände können zum Tode führen, wenngleich das im Falle von Rainer Ptacek wohl im Gegensatz zu allen „Helden“ auf nicht allzu viel Widerhall stiess. Der im Juni 1951 in Ostberlin geborene Musiker, wanderte mit seinen Eltern im Alter von fünf Jahre nach Chicago aus. Am 12. November 1997 starb er an einem Hirntumor, das erstmalig 1996 diagnostiziert wurde. Monate zuvor verhiess eine erfolgreiche Therapie noch eine gute Prognose.

Die Zeit in Chicago hinterliess bei Rainer Ptacek bestimmt einige Blues-Spuren, doch vielmehr war der Umzug nach Tucson, Arizona in den frühen Siebzigern bestimmend für das, was sich musikalisch entwickelte. Rainer spielte in mehreren Bands bzw. mit Freunden wie Giant Sand und Howe Gelb. Diese Leute sind so ziemlich bewandert in allen amerikanischen Populärmusiken, ohne dass dafür eine grossartige an die Glocke hängbare Archäologen- und/ oder Archivar-Tätigkeit nötig gewesen wäre. Diese konservierte Tradition, die keine pathetischen Namen braucht, ist in Rainers Musik stark präsent.

Mit „Worried Spirits“ hat Rainer sein vielleicht bestes Album eingespielt, fast 72 Minuten mit instrumentalen Improvisationen und Solosongs. Sein Spiel auf der National Steel ist begeisternd, sein Songwriting mitreissend und die Stimme ein bis auf die Knochen schneidendes, intensives Instrument. Das ist Musik mit dem Feeling eines Ry Cooder in scheinbar intimer Atmosphäre eingespielt. Der Gesang klingt etwas unbeholfen nach Bob Dylan, aber beileibe nicht schlecht, sondern ausdrucksstark. Hier passt einfach alles zusammen – sehr schöne Musik, ohne Anspruch auf das Erreichen von Charts-Notierungen.