Green on Red, The Killer Inside Me, 1987

Produzent/ Jim Dickinson

Label/ Mercury

Alte Säcke revisited – warum auch nicht? Nun also die formidablen Green On Red kamen aus Tucson, Arizona und sie glaubten wirklich an die Flucht nach Mexiko, an Neo-Romantizismus im Sinne eines Dekadenz-Westerns, an die Countryballade, an ihren hemdsärmligen, daherblechernden, mit Inbrunst den Prediger simulierenden Sänger Dan Stuart, an ihren „swingenden“ Backgroundchor („Glory, Glory Hallelujahhhh!“), billig wie ein aufriffelnder Schal, aber zum Wegwerfen zu schade. Und ausgerechnet dieser Song trägt den Namen „Whispering Winds“), an klumpige, schrumpelige, schunkelige Gitarrenrhythmen und Soli; sie glauben an die schwere triefige Ballade („Born To Fight).

„Killer Inside Me“, das ist eine Platte voll mit harten, unschönen Knallsongs von Männer, die darauf bestehen, in den wirklich abgetragendsten Kleidern rumzulaufen, nicht weil sie „auf alt“ getrimmt sind, sondern weil sie nicht anders können, und Songs singen wie „We Ain’t Free“…“You take the high road and I take the low“. Ausserdem haben selbige viel viel Zeit, und so setzt die Wirkung erst nach mehrmaligem Gebrauch ein. In ihrer Eindringlichkeit verbreiten sie eine geballte, ja fast manische Ladung an Emotionen. Das Album ist nicht nur was für Nostalgiker.

Green on Red, Here Come The Snakes, 1989

Produzent/ Jim Dickinson

Label/ China Records

Green On Red sind eine von diesen Independent-US-Bands der 80er Jahre, die mir, trotz diversen Ups and Downs, immer gut gefallen haben. Ich hatte die Band 1984 mal live gesehen. Das Konzert blieb für mich ein grösseres Erlebnis, das man nun wirklich nicht alle Tage hat. Dan Stuart ist ein Sänger mit einer Mission. Auch wenn seine Ansichten sehr traditionell sind, redet er offen und furchtlos über Obsessionen, die anderen peinlich sein könnten: Sozialfälle, Drogen etc. Bei Stuart ist alles souverän und er steht dabei fest in seiner dickbäuchig krähenden Richtigkeit. Das macht er übrigens auch noch dreissig Jahre später so.

Der absolute beste Song auf dem Album „Here Comes The Snakes“ ist für mich „Change“: „Over the mountain“, du siehst den Berg, er baut sich vor dir auf, verdeckt die Sonne, aber du kommst bis zum Gipfel und „home on the range“, er hängt dich an irgendeinen blöden Hängegleiter oder so etwas, und home liegt dir zu Füssen, und er holt nochmals Luft, und es wird richtig laut in diesem eigentlich nicht sehr lauten Song: „Some things never change“. Ja. Daran muss man auch mal denken. Manche Dinge tun das tatsächlich nicht, jedenfalls nicht in einem Tempo, dass die Veränderungen wahrzunehmen erlaubt.