Joan Osborne, Bring It On Home, 2012

Produzent/ Jack Petruzzelli, Joan Osborne

Label/ Saguaro Red

Natürlich ist Joan Osborne grossartig. Warum das die Welt nicht im ganzen Ausmass erkannt hat, liegt vielleicht daran, dass die Frau aus Lousvile, Kentucky, nie richtig zu fassen ist. Sie leistet sich viel, kann zu viel, will viel. Ihr Spektrum reichte in der Vergangenheit von Folk bis Pop, Rock und Soul, und 2012 erhielt sie mit „Bring It On Home“ eine Grammy-Nominierung in der Kategorie Blues. Das Album ist eine Kollektion klassischer Blues-, R&B- und Soulnummern von Allen Toussaint, Muddy Waters, Ray Charles, Otis Redding und Al Green. Mit sinnlich angerauter Stimme interpretiert Osborne Stücke, von denen sie sich im Laufe ihrer Karriere inspirieren liess.

Gemeinsam mit ihrer Band hat die Sängerin Stücke ausgewählt, die nicht wirklich zu den bekannten Stücken zählen und ihnen einen persönlichen Stempel aufgedrückt. Wenn sie etwa „Shake Your Hips“ von Slim Harpo singt, dann ist sie ganz nahe dran am spartanischen Boogie aus Louisiana und nicht an der Interpretation der Stones. Begleitet von Alain Toussaint am Piano wird aus dessen „Shoorah Shoorah“ ein eleganter Rhythm & Blues-Pop. Und Otis Reddings „Champagne And Wine“ wird zu einer melancholischen Ballade mit Folk-Anklängen. Was in der Sammlung von „amerikanischem“ Blues und Soul auffällt, ist „Broken Wing“ von dem britischen Musiker John Mayall. Auf jeden Fall: Tolles Album, grossartige Sängerin! Wer Freude an eleganten und meist unaufdringlichen Interpretationen hat, der sollte sich Joan Osbornes Album „Bring It On Home“ anhören.

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Joan Osborne, Relish, 1995

Produzent/ Rick Chertoff

Label/ Mercury

Die meisten werden „One Of Us“ kennen, manch einer auch noch „St. Theresa“ aber das komplette Album dürfte dann doch an einigen vorbeigegangen sein. „Relish“ war für mich – und ist es immer noch – ein Klasse Album, das wesentlich mehr als diese beiden Songs zu bieten hat.

Es ist eine jener Platten, die mit einfachen Mitteln eine intime Atmosphäre schaffen, die einen auch dann nicht mehr loslässt wenn der letzte Ton verklungen ist. Unspektakulär vielleicht, aber keineswegs langweilig. Diese Musik lebt, sie atmet und zeugt von unaufdringlicher Grösse. Hier regiert eher Bescheidenheit als Protz, denn weniger ist manchmal tatsächlich mehr. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob „Dracula Moon“ ein bisschen zu lang geraten ist, aber ich würde es einfach sein lassen und zuhören! Da hat man nämlich mehr von! Über allem trohnt die unvergleichliche Stimme von Joan Osborne, die dem ganzen diese besondere Note gibt und die man wirklich überall raushören kann. Eine Charakterstimme mit Gefühl und Blues, mit Wärme und Tiefe.