
Joy Division 1980 in Amsterdam
Existence is.. well.. what does it matter? I exist on the best terms I can. The past is now part of my future. The present is well out of hand.
– Ian Curtis

Joy Division 1980 in Amsterdam

Joy Division, Unknown Pleasures, 1979
Produzent/ Martin Hannett
Label/ Factory
Für mich bleibt „Unknown Pleasures“ stark mit der Zeit seines Erscheinens verknüpft, 1979: Punk hallte noch nach, Postpunk riss die Popmusik in alle Richtungen auf, und da tauchte diese Band aus Manchester auf, die Punksongs spielte, simpel und direkt, denen jedoch Wut, Lärm, Aufbegehren und Provokation abgingen. Joy Division das war gedrosselter, ja sedierter Punkrock; statt krachender Riffs tröpfelten dünne, einsam wirkende Klänge durch riesige verhallte Räume, die sich anfühlten wie verlassene Fabrikhallen im Winter. Und dann diese Stimme, deren Klang allein schon so viel von dem ausdrückte, was viele empfanden. Und alle diese Textfetzen, die sich festkrallten: „Guess the dream always end, they don’t rise up, just descend, but I don’t care anymore“ zum Beispiel, oder „Confusion on her eyes, that says it all – she’s lost control“. Keine Wut mehr, kein Aufbegehren, sondern Schwermut, Resignation, Perspektivlosigkeit und die existenziellen Ängste unsicherer Heranwachsenden.
Leider konnte Ian Curtis sich selbst nicht aus seinem inneren Gefängnis befreien, oder der traurige Suizid war sein Versuch der Befreiung. Nur wer sich vor Depressionen fürchtet oder sich noch nie mit den negativen Aspekten des Lebens auseinandersetzen musste, gar davor flüchtet, auf den wird diese Musik immer beängstigend wirken. Für mich ist es ein Album für die Zeit, das die Zeit überdauerte – eines der einflussreichsten Debüts überhaupt.

Ian Curtis, 1979