Little Feat, Time Loves a Hero, 1977

Produzent/ Ted Templeman

Label/ Warner Bros.

Mit ihrem aufgeladenen Funk trifft die Scheibe den Nerv der Zeit. 1977 war das Jahr, in dem „Funk‘n’Disco“ seine kommerzielle Blüte erlebte, Baccaras „Yes Sir, I can Boogie“ war wochenlang in den Charts, der Film „Saturday Night Fever“ ein Kassenschlager. Da durften natürlich auch die Routiniers von Little Feat nicht fehlen. Und dennoch ist „Time Loves A Hero“ keine Funk-Platte, selbst wenn das erste Stück „Hi Roller“ mit seinem plukkernden Funk-Bass, den stromlinienförmigen Bläserparts und Lowell Georges bittersüssem Organ, das verspricht. Auch der Hobo-Song „New Delhi Freight Train“ hat Dampf unter dem Kessel und ist wieder herzzerreissend von Lowell George gesungen. Es geht darin um „Keepin’ Up With The Joneses“. So nach dem Motto „Die Jones von nebenan haben jetzt sogar einen Drittwagen! Und wir? Musste noch ein paar Überstunden machen!“ Am Schluss kommt die emotional arrangierte Folk-Ballade „Missin’ You“. Wer einmal länger on the road war und sich bis zur Verzweiflung nach Freund oder Freundin gesehnt hat, wird die Tristesse dieses Liedes am ehesten nachvollziehen können.

Obgleich unterschiedlichste Stile aufeinandertreffen, ist immer hörbar, dass hier Little Feat spielen, das Album ist aus einem Guss und macht Spass. Lowell George war nicht nur ein hervorragender Sänger und hochambitionierter Gitarrist  –  „Time Loves A Hero“ war seine vorletzte Platte mit Little Feat. George starb 1979 34-jährig an einem Herzinfarkt.

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Little Feat, Dixie Chicken, 1973

Produzent/ Lowell George

Label/ Warner Bros.

Little Feat spielten Rock in allen erdenklichen Nuancen, mit der ganzen Vielfalt dieses Genres. Lowell George, ihr Leader, Sänger, Gitarrist und Produzent liebte und lebte den Rock mit einer solchen Hingabe, dass er schliesslich „bad for his heart“ wurde. Auch wenn das wie eine Floskel klingt, aber mit Lowell George starb eine Legende, die jedoch glücklicherweise auf den Little-Feat-Alben weiterlebt.

„Dixie Chicken“ verbreitet von Anfang an eine wunderschön positive Stimmung und zeigt deutlich die vielen musikalischen Einflüssen, die den typischen Little-Feat-Sound ausmachen. Aus Country-, Funk-, Blues- und Jazzelementen entwickelten sie einen sehr eigenständigen und dennoch äusserst gefälligen, leicht rockigen Mix ohne wilde Experimente. Lowell Georges ungewöhnliche Phrasierung mit den langezogenen einzelnen Silben gibt der Platte viel Persönlichkeit und trotz der dichten Schichtung von Rhythmusinstrumenten, mehrstimmigem Gesang und bluesigen oder funkigen Gitarren klingt alles einheitlich und rund. Oft wird „Dixie Chicken“ als das beste Little-Feat-Album bezeichnet, und tatsächlich ist es unmöglich, hier schwache Stücke auszumachen. Jeder einzelne Song hat etwas Besonderes, das ihn aus der Masse hervorzuheben scheint. Sicher, der Titelsong gilt als einer der besten der Band. Lässt man sich aber auf das Album ein, so sticht er nicht mehr so sehr hervor, wie sein Ruf es vermuten lassen würde. Wollte ich den einzelnen Titeln hier gerecht werden, würde das aber definitiv den Rahmen sprengen.