Robert Plant, Saving Grace, 2025

Produzent/ Robert Plant, Saving Grace

Label/ Nonesuch

Von Robert Plant darf man immer das Unerwartete erwarten. Diese Erkenntnis hat sich seit der Auflösung von Led Zeppelin vor mittlerweile 45 Jahren immer wieder bestätigt. Und das tut das einmal mehr beim Erscheinen von Plants Album „Saving Grace“ im September 2025. Der heute 77-Brite hat auf diesem Album völlig unbekannte Musikerinnen und Musiker um sich geschart, und feiert eine Heimkehr zu seinen Wurzeln in der Folk-Musik. Der Blues von Willie Dixon, Howlin’ Wolf und Muddy Waters, den Led Zeppelin zum stadiontauglichen Balzgesang erhoben, war immer nur eine von vielen Farben auf Plants Stilpalette.

Heute lebt Robert Plant wieder unweit der walisischen Grenze, wo er seine Jugend verbrachte. „Saving Grace“ ist eine Spätfolge der Rückkehr nach Grossbritannien. Plant lernte den Gitarristen und Banjospieler Matt Worley in seinem Lieblingspub kennen. Zusammen entwickelten sie das Projekt „Saving Grace“ mit Musikern und Musikerinnen aus der lokalen Folk-Szene. Auf dem Album gibt es ein vielschichtiges Zusammenspiel der Band und ihr Repertoire ist sorgfältig ausgewählt. So klingt das Ganze archaisch und doch anregend. Wollte man ein paar Lieder herauspicken, dann stehen „Everybody’s Song“ oder die Bluegrass-Nummer „Higher Rock“ mit der grossartigen Sängerin Suzi Dian und das psychedelisch -rockige „Too Far From You“ im Mittelpunkt. Blind Willie Johnsons „The Soul of a Man“ wird von Matt Worley gesungen. Bei Saving Grace spielt Robert Plant, der schon lange kein Frontmann mehr sein will, nur eine Nebenrolle. Wer weiss, wieviel Repertoire Saving Grace sei ihres Bestehens schon eingespielt und wieder verworfen haben? An potenziellem Material mangelt es der Band beileibe nicht. Von Robert Plant darf man also weiterhin das Unerwartete erwarten. Eines ist allerdings sicher: Eine Wiedervereinigung von Led Zeppelin wird es nicht geben.

Robert Plant & Alison Krauss, Raising Sand, 2009

Produzent/ T Bone Burnett

Label/ Rounder Records

Die Kombination von Robert Plant und Alison Krauss war nicht zu toppen: „Raising Sand“, das erstaunliche Resultat ihrer musikalischen Liaison, bewies, dass die Stimme von Led Zeppelin und das Golden Girl des Bluegrass füreinander geschaffen waren. Mit 60 präsentierte sich Plant nicht als testosterongetriebener Gockel, sondern als gereifter Sänger, der sich nichts vergibt, wenn er der Jugend den Vorzug Iässt. Und Krauss, deren glockenhelle, ätherische Stimme sich in Songs von Tom Waits, Townes Van Zandt, Allen Toussaint, The Everly Brothers, Sam Phillips oder Gene Clark elegant um seine windet, erwies sich als perfektes Pendant.

„Raising Sand“, diese bezaubernde Exkursion ins Herz der amerikanischen Populärmusik, spürte Wurzeln nach, die sich in der Erde festkrallen, dort, wo die Grenzen zwischen Blues und Bluegrass, Country und Folk, Rock’n’Roll und Rockabilly verschwimmen. „Raising Sand“ klingt leichtfüssig und zeitgemäss. Dies war mit ein Grund für den kommerziellen Erfolg: Bis heute verkaufte das von T-Bone Burnett produzierte Album weltweit über zwei Millionen Kopien. Ein Crossover-Wurf und künstlerischer Triumph, der im Frühjahr 2009 mit fünf Grammys ausgezeichnet wurde – unter anderem als Album des Jahres.

Robert Plant & Alison Krauss, Raise The Roof, 2021

Produzent/ T Bone Burnett

Label/ Rounder

Die Kombination aus Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant, Bluegrass-Star Alison Krauss und Rootsrock-Produzent T-Bone Burnett wurde 2009 zum grossen Abräumer bei den Grammy Awards. Dem Meisterwerk „Rising Sands“ schiebt das Team jetzt endlich einen Nachfolger hinterher. „Raise The Roof“ wird den hohen Erwartungen gerecht. Mit untrügerischem Instinkt und tollen Begleitmusikern (darunter Marc Ribot, Bill Frisell, Jay Bellerose) interpretiert das Duo Country-, Folk-, R&B- und Bluessongs von Merle Haggard, Allen Toussaint, den Everly Brothers, Anne Briggs, Geeshie Wiley, Hank Williams und anderen. Hier verschmelzen die Genres miteinander und machen nachvollziehbar, wie sie einst die Rassenbarrieren überwinden und sich gegenseitig beeinflussen konnten. Die Stimmen von Plant und Krauss harmonieren wunderbar, mühelos gleiten sie von verführerisch zu zupackend.

Entsprechend unterschiedlich sind meine Lieblingssongs aus dieser Kollektion: Unter die Haut geht mir Alison Krauss‘ Gesang in „Don’t Bother Me“ (Bert Jansch), während das bluesige Riff in Lucinda Williams‘ „You Can’t Rule Me“ fast an Led Zeppelin erinnert. Erstaunlich, wie es T-Bone Burnett einmal mehr gelingt, traditioneller Musik neues Leben einzuhauchen, ohne den historischen Sound zu imitieren. Ein Ohrenschmaus.