The Byrds, So You Want To Be a Rock’N’Roll Star, 1967

Text/Musik/ Jim McGuinn, Chris Hillman

Produzent/ Gary Usher

Label/ Columbia

Herrlicher, buttriger Schnippizismus! „So You Want To Be A Rock’N’Roll Star“ ist eine praktische Abhak-Liste, ein kundiges Mitsingseminar, ein satirischer Schwinger – in Richtung all jener Bands, die nach den anfänglichen Erfolgen der Byrds die Charts blockierten. Exemplarisch wären da vorallem die Monkees zu nennen, die von den Byrds als blosse Plastikchargen gesehen wurden, künstlich nach Publikumswirksamkeit zusammengebastelt und auf schnellen Verkaufserfolg modelliert. Allerdings verkauften sie mit diesem Bauplan nichtsdestotrotz Millionen Platten, wohingegen die Byrds selbst nach ihrem dritten Album auf mittelprächtigen Speersitzen in den Charts Platz nehmen mussten. 1967, als „So You Want To Be A Rock’N’Roll Star“ erschien, zählten die Monkees unbestritten zu den populärsten amerikanischen Bands.

Um ihre Botschaft zu übermitteln, wählten die Byrds die direktestmögliche Ansprache – ein Song, der sich gleich mit dem zweiten Wort unmittelbar an die Zuhörer wendet. Verstärkt wurde dieser Effekt noch durch das „so“, das Vertraulichkeit und einen bereits bestehenden Diskurs suggeriert: Es wird nicht relativ neutral die Möglichkeit angenommen, der Zuhörer oder die Zuhörerin könnte sich selbst eine Musikkarriere erträumen, wie es ein Wörtchen „if“ ausgedrückt hätte, sondern es wird scheinbar an eine bereits vorangegangene diesbezügliche Willenserklärung des lauschenden Gegenübers angeknüpft: „Aha, du willst also ein Rock’n’Roll Star werden, Freundchen? Dann pass mal auf!“

The Byrds, Mr. Tambourine Man, 1965

Text/Musik/ Bob Dylan

Produzent/ Terry Melcher

Label/ Columbia

Wir dachten ja, Dylan sänge schräg, aber McGuinn phrasierte seitwärts. Wahrscheinlich sang er einfach von „da oben“, wo die modernen Flugzeuge ihr kriiiiisssssshhhhh ertönen liessen, ein echter Byrd eben, das Geräusch hatte er sich bei diversen Nachmittagen mit Gene Clark und David Crosby auf dem Flughafen von LA. genau eingeprägt. Die Byrds hatten nicht nur die klassische Coolness der Westküste sondern auch die Skepsis des Folksängers, die nicht plötzlich verschwindet, wenn man Rock & Roll singt. Das war ein wichtiger Schritt für die Rock-Musik der 60er – das Verzichten auf Showmanship, man hatte ja tatsächlich etwas zu sagen, etwas Wichtiges, davon wollte man nicht mit albernen Posen ablenken.

Die Byrds waren auch die ersten, die Rock & Roll mit Intellektualismus verbanden. Es war nichts Besonderes, jemand wie Allen Ginsberg backstage bei einem Byrds-Konzert anzutreffen, auch Norman Mailer und Timothy Leary waren dabei, als sie ihr erstes New-York-Konzert gaben. Denn die Byrds waren nicht nur Musik, sondem auch Politik und Mystik. Selbst die letzten post-existenzialistischen-Jazz-Intellektuellen liefen zur Rock-Musik über. Denn was gab es Besseres als die brillante Pubertätslyrik des Bob Dylan? Nur noch die Byrds-Version der brillanten Pubertätslyrik des Bob Dylan, zu der man tanzen konnte, Groovy Chicks anmachen konnte und sich ausserdem noch im Einklang mit den unterdrückten Massen des gesamten Erdballs wusste.