The Roches, Keep On Doing, 1982

Produzent/ Robert Fripp

Label/ Warner Bros.

Auf ihrem dritten Album sind die Roches deutlich reifer, erwachsener geworden. Es gib eigentlich nur ein skurriles Stück „The Largest Elizabeth in the World“, niemand quäkt oder gröhlt mehr querbeet, und plötzlich jubilieren Suzzy, Terre und Maggie ein übers andere Mal „I Fell in Love“ mit Engelsstimmen, anstatt wie früher ihren Liebhabern hinter deren Rücken freche Grimassen zu schneiden. Man merkt, dass sich die drei Schwestern viel Gedanken über ihr Tun und Treiben machen („I wish there was a true love, I wish there was a great art, I wish there was always enough, But I’d not want if I were smart“), ihr Produzent Robert Fripp hat sie dabei musikalisch und vermutlich auch moralisch kräftig unterstützt.

Maggie spielt ein wenig auf dem Synthesizer, Terre greift auch mal zur E-Gitarre und Fripp steuert wirklich gelungene Raumschiff-Klänge mit seinen „Devices“ bei. Ansonsten ist alles beim Alten und Guten geblieben: die Roches singen wunderschöne Lieder, fangen ihr Album sogar mit Händels „Hallelujah“ an (derb-amerikanisch und doch respektvoll) und passen mit ihrer Musik hervorragend in graue Regen-Nachmittage, an denen man am liebsten zu Hause bleiben möchte. Oder wenn einer in den Gesangsverein latscht, wegen der Geselligkeit: „You have serious taste. You make me sob.“

The Roches, 1979

Produzent/ Robert Fripp

Label/ Warner Bros.

Total überdrehter oder ausgelinkter Folk, schon allein wegen der sparsamen Begleitinstrumentierung und wegen der puren Gesangsstimmen. Die drei Roche-Schwester aus New Jersey singen allereinfachste Folk-Melodien, um sie jedoch in den unerwartesten Momenten zu vielstimmig breiten Harmonien auszuweiten und als Schluss einen verminderten Noneakkord, oder was weiss ich für eine komplizierte Klangschichtung nicht scheuen. Ihre Songs handeln von den kleinen, privaten Dingen des Alltags. So ist Terres „Mr. Sellack“ nichts weiter als die Bitte, in der Hamburgerbude dieses Herren wieder einen Job zu bekommen, und Suzzys „The Train“ handelt von einem verschwitzten und wortlosen Gegenübersitzen mit einem biertrinkenden Fettwanst im Zug. Doch unterscheiden sich die Roches in einem ganz wesentlichen Punkt von traditionellen Folksängerinnen: wo diese in Hingabe schmachten und in Spitzenhäubchenidylle zerlaufen wie Vanillepudding, der sich beim Stürzen als nicht steif geworden entpuppt, da reagieren jene rotznäsig oder lachen hämisch auf. Und Robert Fripp, der die Platte produziert hat, hat dafür gesorgt, dass das Werk durch sein fabelhaftes Gesamtkonzept glänzt, auch wenn seine E-Gitarre und seine „Fripperies“ kaum oder selten hörbar ist.

Tja, und auch nach ihrem Debüt sind die drei Roche-Schwestern in unregelmässigen Abständen in Erscheinung getreten, bis zum Krebs-Tod von Maggie Roche im Januar 2017. Sie haben dabei ihre herzige Unverblümtheit nie verloren. Kein Gerangel im Show-Biz, im Kampf um Marktanteile und Edelmetall-Alben. Also blieben sie ein „Geheimtipp“, der irgendwann starb, ohne dass jene Welt davon Notiz nahm, für die (und für jene Karrieremodelle) sie ja sowieso viel zu brillant waren.