Bessie Smith, Sings More Blues, 2014

Produzent/ John Hammond u.a

Label/ Brownsville

Ihre Stimme übertönt noch heute alle Nebengeräusche: Das Knistern und Knacken der alten Aufnahmen genauso wie die sensationslüsternen Geschichten zu ihrem Leben, das gerne als Trash-Drama präsentiert wird, und an dessen Ende sie 43-jährig an den Folgen eines Autounfalls starb.

„Sing ′em, sing ‚em, sing them blues/ Let me convert your soul.“ Knapp drei Minuten lang ist die Aufnahme des „Preachin‘ Blues“ von 1928 – sie ist wie ein Energy Shot. Bessie Smith singt mit einer kraftvollen Entschlossenheit, die auch knapp ein Jahrhundert später noch eine schockierende Wirkung hat. Dabei ist es eher ein Sprechgesang als vermeintlich hohe Vokalkunst. Bessie Smith singt schlicht und eher geradeaus, mit voller Konzentration auf den Text, dem sie Wort für Wort mit ihrer Stimme eine Bedeutung gibt. Gerade im Vergleich zu anderen Aufnahmen von Sängerinnen aus dieser Zeit klingt Bessie Smith wie von einem anderen Stern.

Nicht umsonst trug sie schon zu Lebzeiten den Titel „Empress of the Blues“. Der Kaiserin lag in den 1920er Jahren ein Millionenpublikum zu Füssen, Singles mit ihren Songs verkauften sich zu Hunderttausenden, wenn sie mit einer Show in die Gegend kam, war der Andrang auf die Tickets riesig. Bessie Smith war nicht nur die erste schwarze Frau, die als Künstlerin enorm erfolgreich war, sondern überhaupt der erste grosse Musikstar Nordamerikas – eine Popikone.