
Van Morrison, Common One, 1980
Produzent/ Van Morrison
Label/ Mercury
Auf „Common One“ sind sechs Titel mit einer Laufzeit von exakt 54:31 Minuten. Die Frage nach einer konkreten Stilrichtung erübrigt sich hier: Folkloristisches trifft auf Funk-Elemente, ein Hauch von Jazz inbegriffen. Als das Album erscheint, ist Van Morrison längst aus der Pop-Welt gefallen und fährt als arrivierter Aussenseiter auf einem Privatgleis. Die Musiker besorgen ausschliesslich Teamarbeit: Soli sind tabu. Bis auf „Satisfied“ ist dies ein nahezu meditatives Album, das streckenweise in völliger Ruhe dahindriftet.
Für die Impression „Summertime in England“ (15:40) ein sonnendurchfluteter Spätsommertag, trifft die Bezeichnung „Song“ nicht mehr zu: ein fast sakral anmutendes, vertontes Epos vielmehr, von einer geradezu gespenstischen Mischung aus totalem Gefühl und absoluter Perfektion. Hier wird jeder Name Wordsworth, Coleridge, T.S. Eliot, William Blake, James Joyce – jeder (mythische) Ort Avalon, Bristol, Kendal, the Church of St. John – zum Repräsentanten ganzer Bedeutungskontinente. „It ain’t whywhywhywhywhy, it just is“. Wenn Van Morrison rezitiert, deklamiert und improvisiert befinden wir uns längst jenseits von Übersetzungsversuchen. Am Ende macht alles Sinn, wenn er flüstert: „Are you listen to the silence/ Can you feel the silence?“