
Pink Floyd, Animals, 1977
Produzent/ Pink Floyd
Label/ Harvest
Ich habe Pink Floyd-Alben lange nur als Musik mit Texteinlagen betrachtet. Musik, die mich einlud zum Träumen und sich Treibenlassen oder mich ganz einfach Abstand gewinnen liess zu den Dingen, die verhärten. Deshalb hatte ich lange auch kein Zugang zu „Animals“, weil hier die musikalische Aussage in erster Linie eine unterstützende Funktion zur textlichen Aussage hat.
Jeder der Songs enthält eine Spiegelung typischer menschlicher Charakterzüge, die jedem von uns nur allzugut vertraut sind. Es geht los mit „Drei verschiedene Schweine“. Schweine-Menschen sind die, die ihre Gefühle unterdrücken, das „Gefühl von Stahl“ lieben oder sich um die Moral anderer (zu viel) sorgen.
Die zweite Kategorie sind die Schafsmenschen: Sheeps. Wer kennt sie nicht, die Menschen, die den Schafen gleich harmlos auf einer Wiese ihr Leben fristen und ohne rechtes Bewusstsein und auf alten, ausgetrampelten Wegen sanftmütig und gehorsam dem Leittier folgen? Das „Fliegende Schwein“ ist ein geteilter (Part 1&2), kurzer, eindringlicher Song. Hier geht es um die so oft vernachlässigte, belächelte oder aus falscher Selbstüberschätzung heraus ignorierte Nächstenliebe.
Hunde – Dogs ist der von der Aussage her aggressivste Song. Ein Song über Arschkriecher, Punktesammler, die nach „oben“ strebenden Karrieremenschen, die mit „dem gewissen Blick in den Augen und dem gewinnenden Lächeln“, und über jene, die glauben „dass jeder austauschbar ist und keinen wirklichen Freund hat“. Diesen wünschen Pink Floyd ein gutes Ertrinken, heruntergezogen vom Stein, an den sie sich selbst angebunden haben.