
Dr. Feelgood, Stupidity, 1976
Produzent/ Dr. Feelgood
Label/ United Artists
Das die Feelgoods eine gute Live-Gruppe waren, wurde ja schon oft beschrieben, und das ist auf „Stupidity“ zu hören, soweit so etwas auf einem Album möglich ist. Keine Overdubs, keine Tricks und keine Mätzchen, purer Punk-R&B, direkt, knallhart und roh. Auf so eine Gruppe hatte ich eigentlich schon seit 1966 gewartet, als wir den Begriff „Punk“ noch nicht kannten und Achtung vor den Gruppen hatten, die nicht versuchten den schwarzen Mann zu spielen, die sich selbst in der Musik ihrer amerikanischen Vorbilder wiederfanden und sich nicht einfach reproduzierten, sondern so wiedergaben, wie sie sie in sich selbst verarbeitet, umgearbeitet hatten. Man kann die Feelgoods Versionen gar nicht mit den Originalen vergleichen, man sollte auch gar nicht erst versuchen, es zu tun, denn die Typen wollen aus Southend nicht die Südstaaten der USA machen.
Lee Brilleux war auf seine Art ein brillanter Harmonikaspieler, der sich einen Dreck um Sonny Boy oder Little Walter scherte, denn die Klänge, die er hervorbrachte, passen perfekt zum Sound der Gruppe, und das allein zählt. Bei Dr. Feelgood halte ich auch die Eigenkompositionen von Wilko Johnson für hervorragend, denn sie stehen den Cover-Versionen in nichts nach. Aber was soll das Ganze: Ich könnte mich heute noch ärgern, dass ich im Juni 1979 in London keine Zeit hatte, mir Dr. Feelgood im Empire Ballroom anzusehen. Solche Dinge kann man nur versäumen, nicht nachholen.