Lou Reed, Street Hassle, 1978

Produzent/ Lou Reed, Richard Robinson

Label/ Arista

Ein Teil von Lou Reeds „Street Hassle“ wurde 1977 live in München und Ludwigshafen aufgenommen (das Publikum wurde rausgemischt). Das Album war binaural abgemischt, ein Versuch, die 3D-Studioatomsphäre in Stereo hinzukriegen, was erst durch das digitale Multitrack-Verfahren von heute gelingt. Im Hintergrund quengelt sich eine hart rockende Band durch zwei, drei Akkorde, darüber honkt gelegentlich ein Saxophon. Vorne ist Lou. So cool, dass er kaum den Mund aufmacht, so aufgeschwemmt und mit Drogen vollgepumpt, dass sein Gesang hechelnd und daher übertreibend geil wirkt. Der Popstar am Scheideweg: Ertrinken oder Schwimmen. Lou Reed entschloss sich bald nach „Street Hassle“ zu schwimmen, zu heiraten, zum Klassiker zu werden, ja sogar zum Gutmenschen. Aber zu „Street Hassle“-Zeiten war ihm ein issue noch ein Tissue, mit dem man sich den Hintern wischt: Downtown-Manhattan-Ennui at its best. Höhepunkt ist das elfminütige Titelstück, eine Punkrock-Suite über Liebe, Sex und „Waltzing Mathilda“, das Lied der Australier. Hat noch keiner besser gemacht.