Mink DeVille, Cabretta, 1977

Produzent/ Jack Nitzsche

Label/ Capitol

Künstlerische Aktivitäten finden nie im Vakuum statt, und das war auch in diesem Falle so. Die Band Mink DeVille fing Anfang der Siebziger in San Franciscos Schwulenbars an. Damals bestand sie aus Willy DeVille selber, dem Drummer Marfred Allen und dem Bassisten Ruben Siguenza. Dann ging die Band nach New York und bildete dort mit das Fundament der CBGB-Szene. Ihre drei Stücke auf dem „Live at CBGB’s“-Sampler führten zu einem Vertrag mit Capitol, und mit den neuen Mitgliedern Louis Erlanger (Gitarre) und Bobby Leonards (Keyboards) ging man ins Studio.

Ende 1977 erschien die erste Platte auf dem Markt, produziert wurde sie von Jack Nitzsche. Das Album verkaufte sich relativ gut, worauf Mink DeVille in den Staaten und besonders in Europa auf Tour ging. In Europa verglich man Willy DeVille bereits mit Eddie Cochran und Gene Vincent, und die Band musste 36 Termine in 38 Tagen spielen. Die verschärften Titel „Cadillac Walk“ und „Spanish Stroll“ wurden leider nirgendwo die Nr. 1, aber De Villes Kombination von Rhythmus und Romantik, das Ganze mit ein paar spanisch/mexikanischen Zutaten verfeinert, kam sowohl bei den NewWavern als auch bei den Altrock-Fans am.

Willy DeVille, Miracle, 1987

Produzent/ Mark Knopfler

Label/ A & M

Das ist die Platte eines Mannes mit Dreitagebart und Unterhemd, die den Titel „Miracle“ trägt und obendrein von Mark Knopfler produziert und gitarrenmässig geprägt ist. Ein interessante Liason, die sich da im Schein einer zitronenfarbigen Glühbirne aufgetan hat, und sich leicht verwelkt charmant in dem abgenutzten Glauben von Willy DeVille an sich selbst verkörpert. Der getriebene Wahnsinnige, auf Spanisch kokettierende und schmachtende Kitschbruder hat hier in den Armen des Laid-Back-Spezialisten Mark Knopfler ein Heim gefunden.

Da gibt es diesen Traum von Hochzeit in „Heart And Soul“ mit einem Ave Maria, die Geschichte von „Spanish Jack“, der Gentleman, der Jim erschoss, weil er falsch pokerte und selbst eine Ballade vom „Southern Politican“, dem feisten faschistoiden Grossgrundbesitzer, der an Blumen schnüffelt und Kinder küsst, während gelynchte Neger im Kanal treiben. Und auch bei den rührenden Liebesballaden, kennt sich Knopfler aus in der Raffinesse der Stilistik. Willy brodelt und ächzt und schmiert sich nochmal Öl ins Haar und singt Van Morrisons „Could You Would You?“ als wäre es für ihn gemacht, und schraubt dann wieder korrekt rauchig-kratzig einen Gesang à la Lou Reed zusammen („Spanish Jack“), und immer hält Knopfler die Linie. Er hat sich viel Zeit genommen, um Willy DeVille das grosse weiche Kissen zu bieten, dass alle Übertriebenheiten, Romantizismen, die Anklagen an die Frau mit dem steinernen Herzen und die Feststellungen über die angebliche Herstellung von Sicherheit durch Waffenkontrolle in den USA „(Due To) Gun Control“ gleichermassen gleichklingend aufnimmt.