
Neil Young, Harvest Moon, 1992
Produzent/ Neil Young, Ben Keith
Label/ Reprise
Zwanzig Jahre nach seinem Klassiker „Harvest“ setzt Neil Young sich selbst ein Erinnerungsdenkmal und veröffentlicht mit „Harvest Moon“ eine musikalische Fortsetzung im Outfit von 1992. Seine Band, die Stray Gators, besteht aus den Originalmitgliedern von 1972, also aus Kenny Buttrey, Tim Drummond und Ben Keith, sowie den Originalbackground-SängerInnen Linda Ronstadt, James Taylor, Nicolette Larson und Astrid Young.
Young weicht vom elektrischen Kurs seiner letzten Alben ab und setzt auf leise, behutsame Country/Folk-Töne. Einfach schön, relaxt und mit einem Hauch von Nostalgie weht „Harvest Moon“ herüber und hinterfragt dennoch in seinen Texten die Zukunft des Rock’n’Roll. Wer Neil Young über die Jahre hinweg verfolgt hat, weiss, dass er kein hoffnungsloser Nostalgiker ist und sich – wenn es sein muss – rigoros und kompromisslos gegen jegliche Trends und Zeiterscheinungen zur Wehr setzen weiss. Musikalisch ist „Harvest Moon“ sicherlich ein wichtiges Album in seiner langen Karriere, wenngleich mir einige Songs etwas dem Original zu ähnlich klingen. Young kopiert Young, aber der Mann ist sowieso musikalisch unberechenbar. Musikalischer Schlusspunkt: das zehnminütige „Natural Beauty“ in einer Live-Akustikversion; es ist ein Song über den Verlust des natürlichen Schönheitsgefühls, das man sich zurückerkämpfen muss, indem man wieder mehr auf sich selbst hört. Und das lernt man nur, wenn man sich vorher umgehört hat. Dann erkennt man auch, wie wichtig es ist, unsere immer bedrohtere Natur zu erhalten.







