Neko Case, Neon Grey Midnight Green, 2025

Produzent/ Neko Case

Label/ Anti-

„Neon Grey Midnight Green“ ist das achte Album von Neko Case. Ein sehr persönliches Werk, bei dem die mittlerweile 55-jährige jeden Aspekt des Projekts im Griff behielt – sie schrieb nicht nur alle Lieder, sondern produzierte sie auch selbst, und die Aufnahmen erfolgten mehrheitlich in ihrem eigenen Studio. 

Die Songs sind eine Hommage an Freunde und Wegbegleiter, die Case verloren hat. Letzlich markiert das Album einen weiteren Schritt auf dem Gebiet des autobiografischen Schreibens – den ersten machte sie vor zehn Jahren mit „The Worse Things Get…“ Während Case damals noch nach innen blickte, sind die neuen Stücke eher souverän skandierte Charakterstudien und Liebesbekundungen. Trotz Streichern wirken Lieder wie „Little Gears“ oder „Rusty Mountain“ knochentrocken und befreit vom letzten Quäntchen Lieblichkeit. Früher wurde Neko Case oft in die Country-Schublade gesteckt, jetzt klingt sie eher wie eine Sirene, die sich zwischen dem Soundtrack von „Twin Peaks“ und Moritaten im Sinne von Tom Waits zu Hause fühlt – und Komplexes nicht mal mehr ansatzweise scheut. Entstanden sind Songkreationen, die herausfordern und sich als absolut einprägsam erweisen. Respekt.

Neko Case, Blacklisted, 2002

Produzent/ Neko Case, Darryl Neudorf, Craig Schumacher

Label/ Anti-Records

Die Assoziationen stellen sich schnell ein: Flirrende, geisterhaft leere Highways. Ein Truckstop am Rande von Nirgendwo. Ein einäugiger Hund. Die Zukunftsaussichten so düster verhangen wie der Himmel. „The hammer clicks in place – The world is gonna pay“ heisst es im Opener „Things That Scare Me“, dazu klappert unheilvoll das Banjo.

Die stimmgewaltige Neko Case schwelgt mit „Blacklisted“ zutiefst in dunklen Klängen und Atmosphären. Mit tatkräftiger Unterstützung so ausgewiesener Könner wie Joey Burns & John Convertino (Calexico), Howie Gelb oder Mary Margret O’Hara, entstanden schimmernde Country-Noir-Soundscapes, die auch in den Albtraumwelten eines David Lynch ihren Platz hätten. Düster, spröde und mysteriös kommen die Songs daher. In deren Adern zudem das Vermächtnis alter Klassiker pulsiert. Selten lagen Schönheit und Unbehagen so nah beieinander.

„Deep Red Bells“ ist mit knapp vier Minuten schon der längste Song des Albums. Was dieser Aufnahme seine Magie verleiht, ist aber weniger undurchsichtige Exzentrik, sondern eine glasklare Stimme, wie sie das 21. Jahrhundert bis dato nicht kannte – mit seiner songdienlichen, musikalischen Untermalung jedenfalls das Highlight des Albums für mich.